Hans-Furler-Gymnasium Oberkirch

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Schulgeschichte

Historisches zu Hans Furler und zur Schule

Zum Namen der Schule: Prof. Dr. Hans Furler (1904-1975)

Das Hans-Furler-Gymnasium Oberkirch ist benannt nach Prof. Dr. Hans-Furler (1904 -1975). Furler ist Ehrenbürger der Stadt Oberkirch. Er war Jurist und wirkte in den 1930er Jahren als Anwalt in Pforzheim. Außerdem war Furler Professor für Jura mit Lehraufträgen an den Universitäten Karlsruhe, Straßburg und Freiburg. In der Zeit des Nationalsozialismus war er Mitglied in der SA (ab 1933), wo er zum Truppführer aufstieg,  und in der NSDAP (ab 1937). Furler entschloss sich in den ersten Wochen und Monaten nach der Machtübertragung an Adolf Hitler, das neue Regime aktiv zu untersützen. Er trat aus eigener Entscheidung in die SA ein und stellte einen Antrag auf Mitgliedschaft in der NSDAP. Ganz bewusst distanziert er sich vom Pforzheimer Rotary-Club, dessen Mitgründer und Sekretär er war. Er wollte nicht in den Verdacht geraten, einer Organisation anzugehören, die aufgrund ihrer internationalen Orientierung und aufgrund der Tatsache, dass ihr auch zahlreiche Honoratioren jüdischer Herkunft angehören, von der NSDAP bekämpft wurde. Diese Entscheidung kam für andere Clubmitglieder überraschend und sorgte für Entsetzen. Furler galt dem Präsidenten des Rotary-Clubs Baden-Baden fortan als ein "135% Nationalist". Furler sei "völlig ins andere Lager übergegangen". Noch vor seinem Austritt aus dem Rotary-Club hielt Furler in einer Wochenversammlung einen Vortrag, in welchem er die Maßnahmen des Regimes zur Herstellung eines "starken Staates" ausdrücklich begrüßte. 

Furler passte sich stark an das Regime an und unterstütze es in vielfältiger Form aktiv. Er trat nicht nur in den nationalsozialistischen "Rechtswahrerbund" ein, sondern meldete sich auch
freiwillig zur Akademie des Deutschen Rechts ein, welche die Aufgabe hatte, das gesamte Wesen und System des deutschen Rechts an Grundprinzipien des NS-Regimes anzupassen. Er erhielt stets sehr gute Beurteilungen durch politische Stellen. Aus Sicht des Regimes war ein treuer und loyaler Nationalsozialist.

Im Zweiten Weltkrieg stand Furler im Dienst der Finanz- und Wirtschaftsabteilung beim Chef der Zivilverwaltung im Elsass und war damit an der Ausbeutung des Elsasses für deutsche Kriegszwecke aktiv beteiligt. Dazu gehörte auch die Behandlung des so genannnten "reichsfeindlichen Vermögens", also Besitzgüter von Elsässern, die das Elsass verließen, darunter auch viele Bürger jüdischer Herkunft.  Er genoß in Straßburg als Rechtsberater seiner Abteilung eine hohe Vertrauensstellung und vertrat in Rüstungsfragen auch den zuständigen Ministerpräsidenten Köhler bei Verhandlungen in Paris.
Zusammen mit seiner Frau Gretel Furler, geborene Koehler, profitierte Hans Furler auch von der durch den antisemitischen Verfolgungsdruck des Regime bewirkten "Arisierung" jüdischen Besitzes. Die Eheleute Furler erwarben in Pforzheim die Villa des Schmuckwarenunternehmers jüdischer Herkunft Ballin, der sich nach schwerere Misshandlung in der Reichspogromnacht zur Auswanderung nach Brasilien entschloss und Firma und Villa zur Begleichung der "Reichsfluchtsteuer" rasch veräußern musste.

In seinem Entnazifizierungsverfahren wurde Furler zunächst in die Kategorie der "Minderbelasteten" eingereiht, abschließend aber nach Vorlage zahlreicher günstiger Aussagen durch elsässische Bürger als "Mitläufer" eingestuft.

Auf der Basis des aktuellen Stands der Erforschung (Ende 2024) kann gesagt werden, dass Hans Furler in der Zeit des Dritten Reichs aufgrund einer konservativ-nationalen Vorprägung, der Übereinstimmung mit Grundzielen des Regimes zur "Stärkung" von Staat und Nation und vor allem aufgrund eines sehr ausgeprägten Ehrgeizes und Karrieredenkens auf Seiten des Nationalsozialismus stand und diesen aktiv unterstützte, ohne jedoch hohe Parteiämter übernommen oder sich aktiv Gewaltverbrechen schuldig gemacht zu haben. Hans Furler war Nationalsozialist, der stets den Willen zur aktiven Mitgestaltung zeigte. Damit war er nicht allein. Millionen Deutsche verhielten sich ähnlich.

Nach dem Krieg wandelte sich Furler zu einem engagierten Demokraten und begann eine politische Karriere in der CDU. Er war bis 1972 Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Offenburg im Bonner Bundestag und setzte sich insbesondere tatkräftig für die deutschen-französische Aussöhnung und die europäische Einigung ein. Von 1956 bis 1958 war er Präsident der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl. Als Nachfolger von Robert Schuman und als erster Deutscher bekleidete er 1960 - 62 das Amt des Präsidenten des Europäischen Parlamentes. Furler war einer der wichtigsten Wegbereiter der Direktwahlen zum Europäischen Parlament.

Als Bundestagsabgeordneter war er Berichterstatter in zahlreichen Ausschüssen, vor allem solchen zur Fragen der Außenpolitik. Im Jahr 1954 war er auch Berichterstatter in einem Ausschuss, der ein Gesetz zu partiellen Straffreiheit von Verbrechen in der NS-Epoche vorbereitete. Furler unterstütze dabei die Initiative, Verbrechen, die sich in den letzten beiden Kriegsjahren ereigneten, straffrei zu stellen und stärkte damit das Lager, die sich für einen "Schlussstrich" unter die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit wünschten.

Ein Jahr nach dem Tod von Hans Furler, im Jahr 1976, entschied die Stadt Oberkirch das örtliche Gymnasium, das gerade im Gewann Oberdorf neu erstellt wurde, nach Hans Furler zu benennen. Zuvor hieß die Schule 30 Jahre lang Gymnasium Oberkirch. Lehrer- und Elternschaft wünschten andere Namen und war sich einig, die Schule sollte unter keinem Umständen den Namen eines Politikers erhalten. Gemeinderat und Stadtverwaltung setzten sich über diesen Wunsch der Schule hinweg und beschlossen in einer nicht-öffentlichen Sitzung, die Schule des 1975 verstorbenen neuen Ehrenbürgers der Stadt Hans Furler zu benennen. Eine Prüfung der NS-Vergangenheit Furlers fand zum Zeitpunkt der Benennung und auch in den Jahrzehnten danach nicht statt, weder durch die Stadt, noch durch die Schule, noch durch die lokale Presse. Aus Befragungen ehemaliger Lehrkräfte kann aber gesagt werden, dass die NSDAP-Mitgliedschaft Furlers der damaligen Schulleitung und auch im Kollegenkreis bekannt war. Allerdings natürlich auch die großen Verdienste Furlers um Europa und die Bedeutung seiner Familie als Eigentümer der Fa. Koehler, Hauptarbeitgeber und wichtigster Gewerbesteuerzahler der Kommune. Es hieß, so Kollegen in der Rückschau, besser nicht genauer nachfragen, was Furler vor 1945 tat.

Im Jahr 2004 veröffentlichte die Schule zum 100. Geburtstag von Hans Furler eine Festschrift, in welcher dessen Leben und Wirken wissenschaftlich dargestellt werden. In dieser Festschrift wurde auch zum ersten Mal Furlers berufliche Laufbahn in der NS-Zeit untersucht. Der Autor des Aufsatzes ist der Historiker Dr. Volker Wacker, damals Studienrat für Geschichte am Hans-Furler-Gymnasium und seit 2009 stv. Schulleiter der Schule. Als erster untersuchte er die 2004 mittlerweilen frei zugänglichen Entnazifizierungsakten Furlers.

Die Festschrift ist im Buchhandel und über das Sekretariat der Schule erhältlich. (Hans-Furler-Gymnasium Oberkirch (Hrsg.): Europa – eine Vision wird Wirklichkeit. Hans Furler (1904–1975). Grimmelshausen-Buchhandlung, Oberkirch 2004, ISBN 3-926973-15-3.)

Der Aufsatz zu Hans Furlers NS-Vergangenheit als Teil der Festschrift spiegelt den Forschungsstand von 2004 wider. Seit dieser Zeit wurden zahlreiche, damals nicht bekannten Dokumente zugänglich, die eine Korrektur des Forschungstands von 2004 nötig machen. Die Ausführungen auf dieser Seite beinhalten einige dieser neuen Erkenntnisse. Die Aufarbeitung ist allerdings noch nicht abgeschlossen. Eine ausfürliche wissenschaftliche Darstellung der neuen Erkenntnisse ist in Planung.

Dr. Volker Wacker, Stand: März 2025


Kurze Schulgeschichte

Bereits 1880 war in Oberkirch eine Vorform des heutigen Gymnasiums, eine höhere Bürgerschule auf private Initiative gegründet. Sie wurde 1905 in eine staatliche, sechsklassige Realschule umgewandelt. Von 1907 bis 1920 besuchten auch Schüler aus Elsass-Lothringen die Oberkircher Realschule; sie waren in einem selbständig geführten Schülerheim, dem Pädagogium Nußhag, untergebracht.

Ursprünglich befanden sich die Räumlichkeiten der Schule im wilhelminischen Gebäude der Volksschule in der Stadtmitte. 1960 wurde neben diesem Gebäude in der Schwarzwaldstraße für das Progymnasium ein Neubau errichtet. Die steigenden Schülerzahlen machten einen Neubau erforderlich, der im Oberdorf, südlich der Rench an der Butschbacher Straße, errichtet wurde. Er wurde am 22. Mai 1976 eingeweiht. Inzwischen war es möglich, in Oberkirch auch Abitur zu machen. 1968 war der Ausbau zur Vollanstalt genehmigt worden. 1971 legte der erste Jahrgang am Oberkircher Gymnasium sein Abitur ab.

Im Jahr 2005 beging das Oberkircher Gymnasium sein 125-jähriges Schuljubiläum. Aus diesem Anlass erschien eine Festschrift, in welcher die Schulgeschichte wissenschaftlich erforscht wurde.

Im Schuljahr 2012/13 war  das Hans-Furler-Gymnasium ein durchgängig achtjähriges Gymnasium. Im gleichen Schuljahr legten auch zum ersten Mal in Oberkirch Schülerinnen und Schüler gleichzeitig das deutsche und französische Abitur (Abibac). In den Jahren 2021-2024 wurde das 1976 erstellte Schulgebäude umfassend saniert und modernisiert.

Zum Schuljahr 2024/25 traten wieder Schülerinnen und Schüler in die Klasse 5 ein, die erst nach neun Jahren das Abitur ablegen. Die Schule wird nach und nach wieder auf G9 umgestellt.

Text: Dr. Volker Wacker

 

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