Hans-Furler-Gymnasium Oberkirch

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Exkursion ins ehemalige Konzentrationslager Natzweiler-Struthof

Artikel vom: 17.06.2013


Exkursion der 9. Klassen ins ehemalige Konzentrationslager Natzweiler-Struthof

Kurz nach den Pfingstferien ging es für alle 9. Klassen im Rahmen des Geschichtsunterrichts zusammen mit Herrn Dr. Bultmann, Herrn Joosten und Frau Bicknäse über die französische Grenze nach Natzweiler-Struthof, um dort das ehemalige Konzentrationslager zu besuchen.

Nach knapp zweistündiger Busfahrt kamen die rund 75 Schüler an dem auf einem Berg gelegenen Lager an, welches rings herum von Wald umgeben ist. Dieser Standort wurde ausgewählt, da er als idealer Ort für den Abbau von Gestein angesehen wurde. Das Lager wurde von Häftlingen errichtet und im Mai 1941 eröffnet.

Läuft man vom Parkplatz aus Richtung Lagereingang, sticht einem als erstes ein neumodisches schwarzes Gebäude ins Auge. Dies sorgte bei den Schülern für große Verwirrung: Sieht so ein Konzentrationslager aus? Nach kurzer Zeit war dann aber klar, dass es sich dabei nicht um das Lager an sich handelt, sondern um ein später errichtetes Gebäude, welches ein Museum beherbergt. Dieses zeigt die Anfänge des Nationalsozialismus, den Aufstieg Adolf Hitlers und das Schicksal der jüdischen Bevölkerung Europas. Weiter wurde die lagerinterne Gaskammer in Gruppen von jeweils 15 bis 20 Schülern besichtigt. Um dorthin zu gelangen muss ein Fußmarsch 1,5 km bergab gemeistert werden. Dabei kommt man auch an der mit Pool ausgestatteten Villa des Lagerkommandanten vorbei. Dieser hatte von seinem Grundstück aus perfekte Sicht auf das Konzentrationslager und den Steinbruch, konnte alles kontrollieren während er seinen Wohlstand genoss.

Die Gaskammer befindet sich in einem von außen ganz gewöhnlich aussehenden Haus. Die Vorstellungen der Schüler waren damit überhaupt nicht bestätigt. Die Kammer ist 9 m² groß und vollständig mit weißen Fliesen ausgekleidet. An der Außenwand des Hauses befindet sich ein Guckloch, durch das Lagerkommandant Josef Kramer beobachten konnte, wie die Deportierten langsam aufgrund des in den Raum einströmenden Gases starben. Insgesamt wurden im Zeitraum vom 14. bis 21. August 1943 in dieser Kammer 86 Menschen jüdischen Glaubens getötet. Ihre Körper sollten dazu dienen eine Skelettsammlung für Professor August Hirt, den Direktor des Anatomischen Instituts der Reichsuniversität in Straßburg, zu bilden. Die Schüler bekamen Fotos zu sehen welche zeigten, was mit den Leichen anschließend gemacht wurde und so manche verließen das Haus mit einem ernsten Gesichtsausdruck, weiß im Gesicht.

Nach einer Mittagspause ging es für die 9.-Klässler weiter zu dem 4,5 Hektar großen Konzentrationslager. Die Großgruppe wurde in die einzelnen Klassen aufgeteilt und von dem jeweiligen Geschichtslehrer durch das Lager geführt. Um das Lager zu betreten tritt man durch ein großes Tor mit der Aufschrift „Konzentrationslager Natzweiler-Struthof“. Das gesamte Gelände ist mit einem Stacheldraht umzäunt der früher permanent unter Strom stand. An jeder Ecke befindet sich ein Wachturm. Auch der Galgen auf einer Terrasse in der Mitte fällt sofort ins Auge. Direkt hinter ihm erstrecken sich die Vogesen, ein idyllisches Bild. Es könnte gar ein Postkartenmotiv sein, stünde davor nicht ein Tötungsinstrument. Welche Gefühle das wohl bei den Menschen ausgelöst hat, die dieses Bild tagtäglich sahen? Die Schüler durften die Baracken besichtigen, in denen zwischen 7.000 und 8.000 Häftlingen wohnten, obwohl dort ursprünglich nur 1.500 wohnen sollten. Das durchschnittliche Alter der inhaftierten Menschen in Natzweiler-Struthof betrug 20 Jahre. Insgesamt waren über 30 Nationen vertreten. Das Leben der inhaftierten Menschen war wortwörtlich ein sehr hartes. Zweimal täglich wurden die lebenden sowie toten Deportierten von der SS gezählt. Die Zwangsarbeiter mussten entweder tagsüber von 6 bis 18 Uhr oder nachts von 18 bis 6 Uhr arbeiten. Der Großteil arbeitete im Steinbruch, um dort Steine oder Schotter zu brechen und das bei jedem Wetter. Die Mahlzeiten waren nicht ausreichend, sodass die Häftlinge unterernährt waren. Zudem mussten sie zusammengepfercht in den mehrstöckigen Betten schlafen, da das Lager ja eigentlich für viel weniger Menschen ausgerichtet war. Auf dem Gelände befindet sich außerdem ein Krematorium. In einem großen Ofen wurden die Leichen verbrannt. Die dadurch erzeugte Wärme wurde dazu benutzt, das Wasser für die SS-Duschen aufzuheizen. Auch besichtigt wurde der lagerinterne Gefängnisbau. Wer hingerichtet werden sollte, wurde dort in kleine Bunker gesperrt. Jedoch kam es nach einer Haft in den extrem kleinen Nischen meist nicht mehr zu einer Hinrichtung, da die Häftlinge vorher verstarben. In einem kleinen Raum kann man einen Prügelbock sehen, auf dem die Menschen gequält wurden, die eines Vergehens schuldig gemacht wurden.

Nach ausgiebigem Erkunden der Anlage wurde die Heimreise angetreten. Die Exkursion war für alle Beteiligten ein interessantes und bewegendes Erlebnis und wird die Schüler im Geschichtsunterricht und auch sonst sicherlich noch weiter beschäftigen.

Text: Anja Leuschner, Klasse 9

Foto: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f4/Struthof_portal.jpg (Andreas Klug)