Hans-Furler-Gymnasium Oberkirch

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HFG-Schüler besuchen Moschee

HFG-Schüler besuchen Moschee

Was sollte jeder Muslim beherzigen? Darf er sich mit Piercings und Tattoos schmücken – und wie hört es sich an, wenn der Vorbeter seine Verse predigt? Das haben am Donnerstag 90 Gymnasiasten in der Offenburger Moschee erfahren.

Den Verantwortlichen war es auch ein Anliegen, das derzeitige Islambild ein wenig zurechtzurücken. Ganz so voll wie beim Freitagsgebet war es nicht, als am Donnerstagvormittag 90 Schüler des Oberkircher Hans-Furler-Gymnasiums im Gebetsraum der Offenburger Moschee Platz nahmen. Aber die Achtklässler füllten den Raum schon ganz gut aus, als sie – die Schuhe hatten sie zuvor ausgezogen – so auf dem Boden saßen. Wie mag es da wohl erst bei den großen Festen sein? Bis zu 1200 Menschen passten maximal in die Moschee, wenn sie sich auf die insgesamt drei Etagen verteilen. Und das käme durchaus mal vor, versicherte der Dialogbeauftragte Aydin Özügenc, zum Beispiel beim Opferfest.

»Alles, was hier mit Beten zu tun hat, wird auf Arabisch ausgeführt«, sagte Özügenc. Und dazu ist der Vorbeter, Imam Ensar Uksal, zuständig, mit dem der Dialogbeauftragte immer wieder auf Türkisch Rücksprache hielt und dessen Erläuterungen er übersetzte. Der Religionsgelehrte habe als Seelsorger, ähnlich wie auch im Christentum, beispielsweise die Aufgabe, Konflikte zwischen Mann und Frau lösen zu helfen, oder er besuche Gefängnisse. Ein wesentlicher Unterschied: »Hier gibt es keinen Beichtstuhl!«

Mehr als 200 Mitglieder zählt die Türkisch-Islamische Gemeinde, die die unter dem Dach des Zentralverbands Ditib 2003 fertiggestellte Moschee in der Stegermattstraße nutzt. Und grundsätzlich stehe sie auch allen Muslimen offen. »Wir können zu niemandem sagen: Du bist nicht willkommen«, sagte Özügenc auf eine entsprechende Nachfrage von Religionslehrer Dr. Markus Aronica im Hinblick auf Menschen, die sich radikalisiert hätten. Es gebe auch »sehr viel Zulauf« von Flüchtlingen. »Aber wir können niemanden scannen.« Auch die Schüler hatten einige Fragen – sehr direkt und lebensnah. »Darf ein Muslim Ohrringe oder Piercings tragen«, fragte eine Schülerin – »und wie ist es mit Tattoos« Grundsätzlich seien Ohrringe bei Frauen kein Problem, bei Männer aber traditionell eher nicht so gern gesehen. Das hänge auch davon ab, wo man sich befinde. In Istanbul seien auch Tattoos gang und gäbe. Das Wichtigste aus Özügencs Sicht: »Es verändert ja nur das Aussehen, nicht den Charakter.«

Eine Schülerin fragte: »Dürfen Mädchen kurze Hosen tragen« Auch hier antwortete Özügenc diplomatisch: »Es gibt viele Vorgaben – die versuchen Menschen in die Tat umzusetzen oder nicht.« Generell gelte im Islam das Gebot, »dass man sich nicht so frei anziehen sollte«. Das heiße: Bekleidung bis zu den Füßen, und das gelte auch für Männer. Ohnehin sei nicht jeder Muslim gleich gläubig. Und er selbst habe bislang auch noch keine Pilgerfahrt (Hadsch) nach Mekka unternommen, räumte Özügenc ein. Denn das, so erinnerte er, ist eine der fünf Säulen des Islam, neben dem Glaubensbekenntnis, dem fünfmaligen Gebet am Tag, dem einmonatigen Fasten (Ramadan) und der Gabe von Almosen.

Der Islam werde zurzeit »ganz schlecht dargestellt«, stellte Özügenc gleich zu Beginn gegenüber den Schülern fest. Später führte er das Anliegen noch ein wenig aus: »Wir wollten den Islam von seiner positiven Seite zeigen – nicht nur von seiner düsteren.« Es gehe – Stichwort IS – auch darum, deutlich zu machen, »dass wir das, was da gerade passiert, aufs Schärfste ablehnen«. Am Ende erlebten die jungen Besucher tatsächlich noch eine Art Freitagsgebet. Vorbeter Ensar Uksal wandte sich in seiner Gebetsnische in Richtung Mekka und zeigte, wie so ein Gebet vonstattengeht.

Autor: Florian Pflüger, Offenburger Tagblatt / Foto: Peter Heck

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