Hans-Furler-Gymnasium Oberkirch

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Lesung Dr. Landerl

Artikel vom: 12.10.2012


Entwicklungsprozess eines Trauernden -  Dr. Peter Landerl stellte seinen neuen Roman „Die eine Art zu sein“ in der Oberkircher Bücherinsel vor

Bereits zum zweiten Mal war der aus Oberösterreich stammende Autor Dr. Peter Landerl Gast in der „Bücherinsel“. Bei seinem neuesten Werk „Die eine Art zu sein“ handelt es sich um einen Tagebuchroman, der die Entwicklung eines Trauernden mitverfolgt. Zahlreiche Besucher waren in die vollbesetzte „Bücherinsel“ gekommen, um mit Peter Landerl einen - vor allem in seiner österreichischen Heimat bekannten Autor – live zu erleben.

Der 38-jährige Studienrat für Deutsch, Erdkunde und NwT am Oberkircher Hans-Furler-Gymnasium hatte seinen neuesten Roman mit im Gepäck, an dem er über zwölf Jahre lang „gefeilt“ hatte. Somit habe auch er einen gewissen „Entwicklungsprozess“ hinter sich. Die Vollendung des Buches erfülle ihn zwar mit Stolz, es schwinge aber auch eine gewisse Wehmütigkeit mit, wie er bei der ersten öffentlichen Vorstellung des Romans preisgab.

„Die eine Art zu sein“ (ein Doppelselbstporträt der österreichischen Malerin Maria Lassnig inspirierte ihn zu diesem Titel), ist das Protokoll einer Entwicklung, sozusagen ein leiser Entwicklungsroman, eine Chronik, die Geschichte eines Trauernden. Dr. Landerl legt seinen Roman dabei wie ein Tagebuch an, in dem alles seinen Platz hat: Kürzere und längere Einträge, Notizen über alltägliche Dinge, über große Lebensfragen und über alle Arten von Gefühlslagen. „Diesen Stil hätte ich mir einfacher vorgestellt, aber das muss irrsinnig gestaltet werden.“

Der Tagebuchschreiber hat eine große Bruchstelle in seinem Leben zu verarbeiten. Als eigensinnige Hauptperson übernimmt er nach dem Verlust seiner Freundin Haus und Hof des Onkels im kargen oberösterreichischen Alpenvorland. Damit wird er zum Aussteiger, in der Provinz gelandet und zu einem neuen, anderen Leben herausgefordert. In dem Tagebuch notiert er seine eigenen Beobachtungen, Spaziergänge, Begegnungen, die Arbeit am Haus, was viel aussagt über seine fragile Existenz, die immer davon bedroht ist, sich in Nichts aufzulösen. Seine Aufzeichnungen und Gedanken werden zu einer Chronik seiner eigenen, unablässig voranschreitenden Entwicklung. Die Geschwindigkeit wird so lange reduziert, bis die Geschichte stehen bleibt, ihren Nullpunkt findet und in ihm ruhen bleibt. Die Aufzeichnungen beginnen am 4. Februar 2000 und enden im Frühling 2003. Ein Zeitraum, in dem die österreichische Nachkriegszeit endgültig zu Ende ist und etwas Neues begonnen hat: eine neue Welt-, Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung.

Dr. Landerl las die ersten knapp „drei Monate“ aus seinem 352-Seiten-umfassenden Tagebuchroman. Der selbst aus einer ländlich geprägten Gegend Oberösterreichs stammende Autor, will die Rückkehr in die alte Heimat - in eine Welt, die sich jedoch auch verändert hat - aufgreifen und damit die Erinnerungen an seine eigene Kindheit und Jugend festhalten. Das Buch sei dabei aber keinesfalls autobiographisch zu verstehen, so Dr. Landerl. Durch die Tagebucheinträge schaffe es die Hauptperson, seine Trauer zu verarbeiten, sich auf sich selbst zu besinnen und zu kommunizieren. Der prophezeite Entwicklungsprozess gerät jedoch wie auch die Eintragungen selbst je nach Gefühlslage ins Schwanken.

Text/Foto: D. Wunsch