Hans-Furler-Gymnasium Oberkirch

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Wege zur Freiheit

Artikel vom: 30.03.2012


Am Mittwoch, den 28. März 2012 machte sich die Klasse mit ihrem Geschichtslehrer Herrn Dr. Bultmann und der Referendarin Frau Bicknäse auf den Weg nach Rastatt, wo einst im Jahr 1849 der Kampf für Freiheit in Deutschland blutig endete.

Als sie das Schloss betraten, wurden sie im „Freiheitsmuseum“ von der Museumsführerin Frau Tielsch in Empfang genommen. Offiziell hieße das Museum ja „Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte“, aber das sei zu lang. Im „Freiheitsmuseum“ also sollten die Schülerinnen und Schüler nun etwas über die deutsche Demokratiegeschichte lernen. Dazu biete die Ausstellung Informationen über die Revolution 1848/1849 und die friedliche Revolution von 1989/90, die zum Mauerfall und zur Einheit Deutschlands führte.

Jedoch wurden die Schülerinnen und Schüler nicht mit einer langweiligen Führung gequält, sondern waren im Geschehen immer mittendrin. Grund dafür war, dass an diesem Tag die Schüler zu Lehrern wurden. Sie informierten ihre Klassenkameraden mithilfe ihres Wissens, das sie sich als Journalisten für ihre eigenen Beiträge zur Geschichtszeitung „Revolutionäre Rundschau“ angeeignet hatten und lasen aus Abschiedsbriefen und Reden.

So lernten sie das Leben eines Freiheitskämpfers kennen, der zwei Jahre in Einzelhaft in einer fünf-Schritt-breiten und acht-Schritt-langen dunklen Gefängniszelle eingesperrt worden war, bis er sich dann aus Verzweiflung das Leben selber nahm, in dem er sich mit einer Glasscherbe die Adern aufschnitt. Seine letzten Worte schrieb er mit seinem Blut an die Wand.

An einer Druckerpresse erfuhren die Schüler dann anschaulich, was „Zensur“ damals bedeutete: Schlechte Zeiten für Journalisten. Es gab nämlich keine Pressefreiheit! An einer Übersichtstafel, wo die Namen der über 500 Abgeordneten des Paulskirchenparlaments standen, suchte die Klasse nach ihren Familienamen und somit vielleicht nach ihren Vorfahren. Des Weiteren erfuhren sie Wichtiges über die Freiheitsbewegungen in Europa: Italien, die Schweiz, Frankreich und Polen hatten ihren je eigenen Freiheitskampf. Auch die Bedeutung der Farben der Deutschlandfahne wurden erklärt: „Aus finsterer Knechtschaft über blutroten Kampf zur goldenen Freiheit.“

Die Klasse lernte etwas über blutige Barrikadenkämpfe in Berlin und über den mutigen Jungen Ernst Zinna, über eine mutige Frau, Louise Otto-Peters, über die Hinrichtung von Robert Blum, eines wichtigen Revolutionärs, welcher damals eiskalt erschossen wurde und dabei den Todesschützen in die Augen schaute, als die kleinen Eisenkugeln auf ihn zukamen. Auch das Schicksal Friedrich Heckers in Baden wurde ihnen anschaulich näher gebracht, ebenso der Soldatenaufstand in Rastatt. Besonders bewegend der Brief eines Vater an seinen Sohn, der als Soldat seinen Offizieren den Gehorsam verweigert und sich der Revolution angeschlossen hatte: der Vater wünschte ihm den Tod!

Zum Schluss ging es an ein Geschichtspuzzle. Dabei teilte sich die Klasse in sechs Gruppen auf und erarbeitete sich verschiedene Themen der Revolution von 1848/49. Dazu bekamen sie Bilder und Kärtchen, auf denen verschiedene Begriffe standen. Diese mussten sie dann den richtigen Bildern zuordnen. Jetzt konnten sie noch einmal durch das Museum rennen und nach Antworten suchen. Dabei gab sich jeder einzelne Mühe, da jede Gruppe als erste fertig sein und natürlich so viel wie möglich richtig haben wollte. Als auch diese Schwierigkeit gemeistert war, machten sie sich auf den Rückweg.

Als die Klasse 8b wieder in Oberkirch ankam, war sie sichtlich erschöpft von ihrer aktiven Suche nach Freiheit, jedoch hatte sie sich mehr, viel lebendiger und viel anschaulicher mit der Revolution von 1848/49 beschäftigt, als sie es in den einfachen Schulstunden hätte tun können. Außerdem: Freiheit ist anstrengend!

Text: Ecem Deniz Ögütür, 8b; Foto: Archiv HFG