Hans-Furler-Gymnasium Oberkirch

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Abibac Premiere

Artikel vom: 30.06.2013


Dr. Juliette Spöth-Prudhomme, Dr. Volker Wacker, Lisa-Marie Müller, Andreas Ebert, Annalena Bürk, Luise Himmelsbach, Moritz Busam, Eva-Maria Beckmann, Konstantin Klumpp und Stefanie Frank
Dr. Juliette Spöth-Prudhomme, Dr. Volker Wacker, Lisa-Marie Müller, Andreas Ebert, Annalena Bürk, Luise Himmelsbach, Moritz Busam, Eva-Maria Beckmann, Konstantin Klumpp und Stefanie Frank

Abibac-Premiere am HFG

Das Hans-Furler-Gymnasium führte vor 8 Jahren einen bilingualen Zug Französisch ein. Der erste Jahrgang legte nun das Abibac ab. 6 Schülerinnen und Schüler erhielten gleichzeitig ihr deutsches und französisches Abiturzeugnise. Im Rahmen der Abiturfeier ging der Stellvertretende Schulleiter und Koordinator des Zugs, Dr. Volker Wacker, auf Geschichte, Gegenwart und Zukunft dieses besonderen Bildungsangebots des Oberkircher Gymnasiums ein.

"Rien ne se fait sans un peu d’enthousiasme"!

Nichts gelingt, ohne ein wenig Begeisterung. Dieses Diktum des großen französischen Philosophen Voltaire beschreibt treffend, was nötig war, um nun hier zu stehen, und erstmals in der Geschichte des Oberkircher Gymnasiums die Verleihung des Abibac, des deutsch-französischen Doppelabiturs, feierlich begehen zu dürfen.

Liebe Abibac-Schüler, mit vereinten Kräften, mit nicht nur ein wenig, sondern mit sehr viel Enthusiasmus für Frankreich und das Französische habt ihr es geschafft und nach 8 Jahren bilingualem Zug, das Abibac äußerst erfolgreich bestanden. Bravo!

Seit dem Eintritt in unser Gymnasium habt ihr durch die Wahl des bilingualen Zugs mehr Zeit in der Schule verbracht, euch höheren Anforderungen gestellt und sicher auch fürs Französische, fürs Abibac mehr Freizeit geopfert als manche eurer nicht minder fleißigen Kameraden auf dem Normalweg zum Abitur.

Heute ist euch nun verdienter Lohn gewiss. Gleich werdet Ihr ein Diplom in den Händen halten, das es so nur an 16 Schulen in Baden-Württemberg gibt. Ihr gehört nun zum erlauchten und exklusiven  Kreis der deutsch-französischen Doppelabiturienten. Toll!

Wir, das HFG, sind mächtig stolz auf euch. Gemeinsam haben wir 8 Jahre darauf hingearbeitet. Heute fahren wir die Ernte ein. Das Abibac in Oberkirch hat seine Premiere bestanden, und dies sehr erfolgreich, mit einem sehr guten Notenschnitt, mit nicht weniger als 17 von 20 möglichen französischen Notenpunkten.

Ein ganz besonderer Dank geht an eure Eltern. Sie haben euch einst in den bilingualen Zug eingeschrieben und dann unterstützt, denn eingeschlagenen Weg zu Ende zu gehen.

Liebe Abibac-Eltern,

Sie haben ihre Kinder sicher auch deshalb so positiv begleitet, weil sie selbst ein wenig oder gar viel Enthusiasmus für die französische Sache verspüren. Man muss als Eltern mit Kindern im bilingualen Zug nicht unbedingt selbst von Geburt an zweisprachig sein oder Französisch perfekt parlieren, aber ein gewisses Interesse an Frankreich ist doch nötig, nützlich und förderlich. Bewahren sie sich diese Haltung! Sie ist auch nach 50 Jahren deutsch-französischer Freundschaft nicht selbstverständlich. Es braucht Menschen wie sie, die die Freundschaft zu Frankreich leben und zwar zum Beispiel dadurch, dass sie einen jungen französischen Austauschpartner für mehrere Wochen in der eigenen Familie beherbergen und umgekehrt ihre eigenen Zöglinge für einen längeren Zeitraum über den Rhein ziehen lassen. Danke auch hierfür, für all die Unterstützung bei den vielfältigen Zusatzaktivitäten rund um den bilingualen Zug.

Viel Enthusiasmus und großes Engagement gab es auch auf Seiten der Lehrkräfte, die im bilingualen Zug und in den Abibac-Kursen im Einsatz standen. Besonders herausheben möchte ich hier Frau Frank und Frau Beckmann. Kaum dem Referendariat entwachsen, übernahmen sie gleich zu Beginn ihrer Karriere den ersten Abibac-Kurs am HFG. Frau Frank führte kompetent und souverän nicht nur durch die französische Landeskunde, sondern vor allem auch durch mehrere Jahrhunderte französischer Literatur. Im Unterschied zu einem normalen Französisch-Kurs stehen beim fünfstündigen Abibac-Kurs auch eine ganze Reihe französischer Klassiker, von Molière über Flaubert bis hin zu Camus auf dem Programm. Warum? Nun alle Abibac-Schüler müssen sich unter den kritischen Augen einer französischen Prüferin einer mündlichen Literaturprüfung unterziehen und dabei unter Beweis stellen, dass sie hier voll und ganz auf der Höhe französischer Abiturienten sind. Ich glaube, das gelang ganz gut. Unsere französische Prüfungsbeauftragte und Présidente du Jury, Madame Spöth-Prudhomme, zeigte sich durchaus beeindruckt vom Können der Oberkircher Kandidaten.

Im Fach Geschichte, vierstündig, galt es im Rahmen des schriftlichen Abiturs eine Klausur in französischer Sprache zu bewältigen. Auch dies erwies sich für unsere Abibac-Eleven als kein zu großes Hindernis, waren Sie doch bestens hierfür präpariert. Zwei Jahre studierte die Gruppe mit ihrer Lehrerin Frau Beckmann intensiv die Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Zu bedenken gilt es dabei, dass in Ermangelung geeigneter Schulbücher Frau Beckmann nahezu alle Materialien, Quellen und Verfassertexte, selbst aufbereiten musste. Ein ungeheurer Arbeitsaufwand, der sich aber lohnte! Frau Beckmann, danke für Ihren unermüdlichen Einsatz! Eingeschlossen in den Dank sind natürlich auch Politiklehrerin Frau Voigt und Geographielehrer Herr Kratochwille.

Die Idee, am HFG eine bilinguale Abteilung Französisch mit der Möglichkeit, das Abibac zu erwerben, zu gründen, bestand schon lange. Bereits am Ende der 1990er Jahre gab es erste Überlegungen. Die räumliche Lage Oberkirchs, die eng mit Straßburg verbundene Geschichte der Stadt und ganz besonders das europäische Vermächtnis unseres Namensgebers Prof. Dr. Hans Furler legten nahe, ganz besondere schulische Brücken zum französischen Nachbarn zu schlagen. Es ist und bleibt vor allem das Verdienst unseres ehemaligen Schulleiters Herrn Oberstudiendirektor Georg Lutz, die bilinguale Idee dem HFG eingepflanzt zu haben.

Nun ließ sich dieses Projekt aber zunächst nicht realisieren. Das Problem: Es gab in einer Zeit ohne Grundschulfranzösisch am in Klasse 5 zu wenig Schüler, die mit Französisch statt mit Englisch begannen. So wurde die Umsetzung vertagt, bis zum Augenblick, als alle neuen HFG-Schüler mit Französisch aus der Grundschule kamen, bis zu dem Zeitpunkt, als durch die Umstellung auf G8 alle am HFG bereits in Klasse 5 neben Englisch auch Französisch lernten. Der bilinguale Zug Französisch, das Abibac sind, so gesehen, Kinder des achtjährigen Gymnasiums und - alle heutigen Abibacler - Enkel von Herrn Lutz und dessen Liebe zu Frankreich.

Nun noch ein politisches Wort: Die grün-rote Landesregierung hat verlauten lassen, dass Schüler in Klasse 5 ab 2016 nicht mehr gleichzeitig Französisch und Englisch lernen dürfen. Wird dieses Vorhaben umgesetzt, werden selbst Gymnasien in direkter Nachbarschaft zu Frankreich Französisch erst ab Klasse 6 anbieten können. Das Grundschulfranzösisch, bei dem es bleiben wird, würde dann regelrecht in der "Luft hängen" und der nötige Unterbau für den bilingualen Zug fehlen. Es wäre sehr schade, wenn wir nach 10-jähriger, erfolgreicher Aufbauarbeit den bilingualen Zug wieder schließen mussten. Was wir nun brauchen, ist eine Sondergenehmigung, wonach Gymnasien am Oberrhein und alle Abibac-Schulen selbst entscheiden dürfen, ob sie in Klasse 5 mit einer oder auch mit zwei Fremdsprachen beginnen. Wir freuen uns, dass uns die Stadt Oberkirch, der Landkreis Ortenau, die Bildungsregion Ortenau, der Eurodistrikt und der Oberrheinrat und auch die Gymnasialabteilung des RP Freiburg ihre Unterstützung im Kampf gegen das so genannte „Doppelsprachenverbot“ zugesichert haben.

Übrigens: Abibac-Züge sind auch auf die Existenz grund- und eigenständiger Gymnasien eingewiesen. Sie fördern in besonderer, auch individueller Weise Sprachbegabungen und lassen sich nur durch die Bildung besonderer Leistungs- und Lerngruppen realisieren. An Gemeinschaftsschulen, wo die Organisation des Unterrichts nach Niveaustufen untersagt ist, wo Französisch nur fakultativ angeboten wird, ist kein Platz für bilinguale Züge und Abibac-Kurse. Wir freuen uns, dass unser Schulträger nach wie vor zu einem differenzierten und mehrgliedrigen Schulsystem in Oberkirch steht und es so dem HFG auch in Zukunft erlaubt, Renchtälern Kindern ein vollständig gymnasiales Angebot von Klasse 5 bis 12 anzubieten.

Schulstrukturell betrachtet waren - durch Grundschulfranzösisch und durch G8 - die Bedingungen für einen bilingualen Zug am HFG ab 2005 nun günstig, sprachensoziologisch allerdings - bis heute - nicht einfach. Im Unterschied zu Kehl leben im Renchtal nur wenige natürlich zweisprachige Familien. Von einigen Ausnahmen abgesehen, haben unsere Schüler im bilingualen Zug keine französischen Elternteile. Auch unter den aktuellen Abibac-Absolventen ist übrigens kein Kind einer französischen oder deutsch-französischen Familie. Ihr Französisch lernten alle in der Schule und - darüber hinaus - im Rahmen von Auslandsaufenthalten bei französischen Partnerschülern. Der erste Abibac-Jahrgang ist das Ergebnis schuleigener Anstrengungen, Resultat der Bildungsarbeit in G8 am HFG. Er ist darüber hinaus auch Zeichen für gelungene individuelle, begabungsorientierte Förderung von Schülern.

Zum Gelingen von Abibac am HFG trug auch einer unserer wichtigsten Bildungspartner bei: die Hans-Furler-Stiftung. Sie förderte zahlreiche Aufenthalte in Frankreich und Begegnungen mit französischen Schülern. Wir freuen uns ganz besonders darüber, dass die Hans-Furler-Stiftung zudem heute den besten Abibac-Schüler mit einem eigenen Preis, mit ihrem Europa-Preis ehrt. Der Preis ist mit 500 Euro gut und würdig dotiert. Vielen Dank an die Familie Furler für diese großzügige Spende. Ich denke, der Namensgeber unsere schönen Schule, Prof. Dr. Hans Furler hätte, wenn er dieser Feier beiwohnen könnte, große Freude zu sehen, wie sich in Form unserer Abibac-Absolventen junge Menschen aus dem Renchtal für die deutsch-französische Freundschaft und die europäische Idee begeistern und so sein Vermächtnis in die Tat umsetzen.

Liebe Abibac-Schüler, ihr habt in Französisch eine Sprachkompetenz erworben, die weit über den Schulstandard hinausgeht. Ihr habt damit unglaublich große Möglichkeiten bei der Studien- und Berufswahl. Ihr habt das Rüstzeug, um zum Beispiel einen der rund 120 integrierten deutsch-französischen Studiengänge erfolgreich zu bewältigen. Selbst dort, wo es Aufnahmeprüfungen gibt, habt ihr die besten Chancen zu reüssieren. Macht was draus! Deutschland, Frankreich und Europa, unser Kontinent braucht jungen Menschen wie euch. Ihr seid unsere Zukunft!

Zum Schluss sage ich einfach nur ganz kurz: Toutes mes félicitations!

Und vergesst auf eurem Weg den alten Voltaire nicht, denn „Rien ne se fait sans un peu d’enthousiame“.

 

Ihre Abibac am HFG legten ab: Annalena Bürk, Moritz Busam, Andreas Ebert, Luise Himmelsbach, Konstantin Klumpp und Lisa-Marie Müller.

Den Europa-Preis der Furler-Stiftung für das beste französische Abitur erhielt Konstantin Klumpp. Der Preis der Europa-Union für hervorragenden Leistungen in Fremdsprachen und Gesellschaftswissenschaften ging an Luise Himmelsbach. Den Fremdsprachen-Preis der Firma DHL erhielt Andreas Ebert. Lisa-Marie Müller wurde mit der "Schnabel-Medaille" für sehr gute Leistungen im Fach Geschichte dekoriert. Alle Abibac-Schüler erhielten einen Fachpreis Französisch. Schulpreise für Abiturschnitte von 1,5 und besser gingen an Andreas Ebert, Luise Himmelsbach, Konstantin Klumpp und Lisa-Marie Mülller. Konstantin Klumpp erhielt außerdem den Preis für die beste Gesamtleistung im deutschen Abitur (869 von 900 Punkte; 1,0). Er wird außerdem zur Förderung der Studienstiftung des deutschen Volks vorgeschlagen.



Text: Wak/Fotos: Vallendor

 

 

 

 

Klaus Furler übergibt den Europa-Preis der Furler-Stiftung an Konstantin Klumpp.
Klaus Furler übergibt den Europa-Preis der Furler-Stiftung an Konstantin Klumpp.
Hans-Georg Waßmuth zeichnet Luise Himmelsbach mit dem Preis der Europa-Union aus.
Hans-Georg Waßmuth zeichnet Luise Himmelsbach mit dem Preis der Europa-Union aus.