Hans-Furler-Gymnasium Oberkirch

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Jugendoffizier zu Besuch

Artikel vom: 13.06.2013


Jugendoffizier der Bundeswehr zu Besuch am HFG

„Internationale Sicherheitspolitik aus Sicht eines Betroffenen – Deutschlands Weg nach Afghanistan“, so lautete der Titel der Veranstaltung, die für die Schülerinnen und Schüler des diesjährigen Oberkircher Abiturjahrgangs Abschluss und ein Höhepunkt des Gemeinschaftskundeunterrichts wurde.

Neben einigen Tipps für das mündliche Abitur, die Jugendoffizier und Oberleutnant der Luftwaffe Jan Helmchen aus seiner Kommunikationsausbildung bei der Bundeswehr den Schülerinnen und Schülern für die anstehenden mündlichen Prüfungen mit auf den Weg gab, stießen auch die Informationen über den Lebensweg Jan Helmchens wie die Ausbildung zum Oberleutnant und Jugendoffizier sowie das politikwissenschaftliche Studium bei der Bundeswehr auf Interesse bei den Schülerinnen und Schülern.

Im Zentrum des Vortrags von Jugendoffizier Jan Helmchen stand jedoch der Weg der Bundeswehr nach Afghanistan. Unter Einbindung des Publikums, das seine Kenntnisse des deutschen Grundgesetzes unter Beweis stellen konnte, wurde ausgehend von Artikel 1 die Schutzpflicht des Staates gegenüber seinen Bürgern herausgearbeitet und die Verantwortung der Bundeswehr zur Landesverteidigung abgeleitet. Den Weg zu Auslandsengagements mache der Artikel 24 frei, der es der Bundesrepublik erlaube, Mitglied in einem System kollektiver Sicherheit zur Wahrung des Friedens zu sein. Anschaulich stellte der Jugendoffizier dar, wie der Weg der Bundesrepublik Deutschland als Mitglied von NATO und UNO und als Reaktion auf die Terroranschläge des 11. Septembers 2001 nach Afghanistan führte, ein von einem zehnjährigen Bürgerkrieg und siebenjähriger Herrschaft der Taliban gebeutelten Land, in dem kaum staatliche Strukturen aufzufinden waren und das Terroristen deshalb als Zufluchtsort vor staatlichem Zugriff dienen konnte. Als Mitglied der ISAF, der International Security Assistance Force, versuche die Bundeswehr als eine von über 50 beteiligten Nationen funktionierende Strukturen zu errichten und unterstützend am Aufbau des afghanischen Militärs und einheimischer Sicherheitskräfte mitzuwirken. Besondere Spannung erfüllte den Raum, als Jugendoffizier Helmchen von seiner eigenen Zeit in Afghanistan berichtete.

Durch Bilder und lebendige Erzählungen gab Helmchen ein sehr anschaulichen Eindruck vom Feldlager seiner Einheit. Er erzählte von Patrouillen mit gepanzerten Fahrzeugen, auf der die Gefahr in einen Hinterhalt zu geraten und beschossen zu werden, immer mitfuhr. Es wurde still im Klassenraum, als der Jugendoffizier über die lebensbedrohlichen Gefahren des Einsatzes in Afghanistan berichtet. Er sprach in diesem Zusammenhang auch von traumatisierten Soldaten berichtete, die miterleben mussten, wie ihre Kameraden schwer verwundet wurden. Laut Helmchen wäre diese Erfahrung zu vergleichen mit einem „Autounfall mit der Familie“, bei dem einem nahe stehende Personen unmittelbar vor den eigenen Augen verletzt werden. Nicht nur deshalb werden zurückkehrende Soldaten und dessen Angehörige auch psychologisch betreut.

Gerade diese „unvoreingenommene Betrachtungsweise“, wie die Schülerin Helena Schmälzle sie nach dem Vortrag beschreibt, oder der vom Schüler Frank Doll erkannte „persönliche Blick auf die Erlebnisse“ habe besonders beeindruckt. Schließlich räumt Jugendoffizier Helmchen noch mit der weit verbreiteten Auffassung auf, die Bundeswehr ziehe vollständig aus Afghanistan ab. Auch nach 2014 werde die Bundeswehr mit ca. 700 Soldaten im Rahmen des neuen Auftrags „resolute support“ vor Ort die afghanischen Sicherheitskräfte ausbilden und unterstützen.

Auch in Zukunft werden also weiterhin hunderte Soldaten der Bundeswehr ihren Weg nach Afghanistan antreten. Zu guter Letzt beendete Jugendoffizier Helmchen seinen Vortrag wie er ihn begonnen hatte, nämlich mit einem Tipp für die zukünftigen Abiturientinnen und Abiturienten, diesmal mit einem Rat für den künftigen Lebensweg: „Um über Dinge nachdenken zu können, muss man sie aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Deshalb nutzt die Möglichkeit für einen Auslandsaufenthalt, denn dieser öffnet den Blick für unterschiedliche Perspektiven.“

Text/Foto: Ingo Kruse