Hans-Furler-Gymnasium Oberkirch

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Gesamtelternbeirat Oberkirch protestiert gegen Kürzungen

Artikel vom: 15.05.2013


Gesamtelternbeirat der Stadt Oberkirch protestiert gegen geplante Stundenkürzungen - Brief an Ministerpräsident Kretschmann

Bildungspolitik 2013 in Baden-Württemberg – Zukunft unserer Kinder


Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Kretschmann,

bei der Einführung der Gemeinschaftsschule wurde es von der Regierung als Ansporn und Verpflichtung angesehen „beste Bildungschancen für alle zu schaffen“. Kinder und Jugendliche zu fördern, ihre Verschiedenheit als Wert anzuerkennen und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Fähigkeiten und Potenziale optimal zu entfalten, waren die Leitgedanken der Bildungspolitik.

Als Ziele wurden genannt:

  • Durch ein Maximum an individuellem und ein Optimum an gemeinsamem Lernen entwickeln Kinder und Jugendliche Freude am Lernen
  • Jedes Kind bekommt die optimale Unterstützung und erreicht den bestmöglichen Schulabschluss. Das gilt auch für Kinder mit Behinderungen
  • Menschliche Unterschiede werden im schulischen Alltag als Bereicherung erlebt
  • Herkunft und Bildungserfolg werden weitgehend entkoppelt
  • Mit den Eltern wird aktive Erziehungspartnerschaft gelebt


Durch Kürzungen im Etat und Streichungen von Lehrerstellen werden diese Ziele, die nicht nur die Gemeinschaftsschule, sondern jede Schulart betreffen, aufs äußerste gefährdet.

Wer es sich leisten kann, wird die Kinder auf Privatschulen schicken, wird seinen Kindern individuelle Förderungen zukommen lassen können. Der Rest schaut in die Röhre. Die Herkunft der Kinder und ihr Bildungserfolg wird durch die Einsparmaßnahmen künftig noch eine viel größere Rolle spielen, als dies bislang der Fall war. Daher können wir als Gesamtelternbeiratsvorsitzende der Stadt Oberkirch der Protestaktion des Landeselternbeirats nur zustimmen.

Wir Eltern von Kindern an baden-württembergischen Schulen wünschen uns von der Landespolitik vor allem eines: Die qualitative Sicherung und pädagogischen Weiterentwicklung der Bildung und Ausbildung unserer Kinder. Genau dieses wurde uns auch von der Landesregierung mit der Stärkung von Individuali-sierung an den Schulen im Land versprochen. Im Koalitionsvertrag steht ausdrücklich: "Alle Schularten sind eingeladen, sich an der Entwicklung individueller Förderkonzepte zu beteiligen."

Wir Eltern haben die ersten Schritte der Landesregierung in Richtung Weiterentwicklung des Schulsystems begrüßt und hofften, dass der eingeschlagene Weg fortgeführt und die gemachten Versprechen eingehalten werden.

Von Anfang an war klar, dass eine Weiterentwicklung und Verbesserung des Schulsystems nicht zum Nulltarif zu haben ist!


Mit Entsetzen, Unverständnis und Verärgerung nehmen wir nun die Pläne der Landesregierung zur Kenntnis, mit konkreten Einsparungen im Bildungssystem zu beginnen. Begründet werden diese Einsparungen nicht etwa mit gesunkenem Bedarf. Vielmehr wird systemfremd und undifferenziert mit allgemeinen Sparzwängen argumentiert. Auch tut sich die Landesregierung immer noch schwer damit, die Bedarfe im Schulsystem präzise zu beziffern.

Die Streichung von 1.000 Lehrerstellen im Jahr 2013 hätten massive negative Auswirkungen auf die schulische Arbeit !

Nach den Kürzungen insbesondere beim Leitungspersonal der Hauptschulen sind es nun die in der geänderten Verwaltungsvorschrift "Arbeitszeit von Lehrern an öffentlichen Schulen in Baden-Württemberg" verankerten, die an die Substanz der Schulen gehen und bestehende Förderkonzepte einschränken und gefährden - das genaue Gegenteil von Weiterentwicklung.

Die Kürzung der Anrechnungsfaktoren im allgemeinen Entlastungskontingent trifft ALLE SCHULARTEN.

Betroffen sind dabei neben der Fach- und Sammlungsbetreuung vor allem auch Selbstevaluation, Schulentwicklungsplanung und - koordination, Entwicklung von schulischen Lehrplänen (Fach-, Methoden- und Sozial-Lehrpläne), Fortbildungsplanung, Koordination von neuen Programmen wie Stark.Stärker.Wir, Jugendbegleiterprogramm, Schulwegeplanung, vielfältige Kooperationen und Koordinationen.

Diese Kürzungen gefährden "zielgenau" die pädagogische Weiterentwicklung aller Schularten!

Des Weiteren sollen die bisherigen Entlastungsstunden / Anrechnungen für allgemeinbildende Gymnasien für die Organisation und Koordination der Hausaufgabenbetreuung sowie Qualifizierung der Hausaufgabenbetreuer vollständig gestrichen werden. Diese Stunden wurden nach einigen Jahren G8 eingeführt, um hier auftretende Probleme und Härten aufzufangen und die Einrichtung von Ganztagesschulen zu fördern. Dass diese Streichungen nun mit dem Wegfall des Bedarfs begründet werden, halten wir für realitätsfern und zynisch.

Im Interesse des Abbaus der Abhängigkeit der Bildungschancen von der sozialen Herkunft wäre es dringend erforderlich, diese Anrechnungen für alle Schularten einzuführen. Sie zu streichen, lässt befürchten, dass die Landesregierung das Ziel der Bildungsgerechtigkeit aus den Augen verloren hat.

Aus den oben genannten guten Gründen fordern wir von der Landesregierung, die geplanten Kürzungen nicht umzusetzen !


Wir erwarten nicht mehr und nicht weniger als die Umsetzung der Versprechen der Landesregierung aus dem Wahlkampf und dem Koalitionsvertrag. Die Landesregierung wird sich daran messen lassen müssen, wie ehrlich sie zu einmal gemachten Zusagen steht.

Wir fordern alle im Landtag von Baden-Württemberg vertretenen Fraktionen auf, allen Initiativen der Landesregierung, die auf einen Qualitätsabbau im Schulsystem abzielen die Zustimmung deutlich zu verweigern !

Außerdem fordern wir die Landesregierung auf, von weiteren Einsparungszielen im Bildungsbereich abzusehen. Einsparungsziele widersprechen gemachten Zusagen der Landesregierung und sie gefährden extrem die Weiterentwicklung unseres Schulsystems zum Wohle unserer Kinder und zum Wohle unseres Landes.

Wir hoffen auch hier sehr auf die Fraktionen unseres Landtags: Bitte lassen Sie solchen Qualitätsabbau nicht zu und verweigern Sie Ihre Zustimmung.

Vielen Dank !

Mit freundlichen Grüßen

Wendelin Huber und Iris Altegoer