Hans-Furler-Gymnasium Oberkirch

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Paul Wörner

Artikel vom: 30.04.2013


Der Traum von Wimbledon

Trotz Doppelbelastung mit Schule und Tennis bastelt der Nußbacher Paul Wörner (16) an der Profikarriere


Der Ortenauer Sport ist ein Sammelbecken vieler Talente. Die hoffnungsvollsten von ihnen stellen wir in einer Serie einmal wöchentlich vor. Heute berichten wir über Tennisspieler Paul Wörner (16) vom TC BW Oberweier, der zu den besten 80 Junioren der Welt gehört und bereits eine Grand-Slam-Teilnahme vorweisen kann. Eigentlich scheint der Ballwechsel längst verloren. Zwei Meter hinter der Grundlinie wird Paul Wörner von seinem Trainingspartner von einem Eck ins andere gescheucht. Doch bei der kleinsten Gelegenheit befreit sich der 16-Jährige aus der scheinbar aussichtslosen Situation, spielt einen herrlichen Lob und holt sich den Punkt. „Ein typischer Paul-Ballwechsel“, schmunzelt Vater Ralf Wörner: „Paul ist halt eher ein defensiver Spieler. Aber mit seinem großen Kampfgeist hat er schon viele Gegner zur Verzweiflung gebracht.“ Kämpferqualitäten wird Paul Wörner auch brauchen, denn er hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. „Ich will Tennisprofi werden“, sagt er klipp und klar, ohne auch nur den Hauch eines Zweifels.

Spätestens seit Januar dieses Jahres ist dieses Ziel für den Gymnasiasten präsenter als je zuvor. Da durfte er zum ersten Mal Grand-Slam-Luft schnuppern. Paul spielte sich durch die Qualifikation für das Junioren-Turnier der Australian Open, überstand in Melbourne sogar die erste Runde – und nahm überwältigende Eindrücke mit. „Die Anlage ist so riesig und die Stimmung unglaublich. Jeder wird gefeiert, egal wo er herkommt“, erzählt der Rechtshänder, der mit sechs Jahren beim TC Nußbach mit Tennis begonnen hat und mittlerweile für den TC BW Oberweier in der Badenliga spielt. Mit Jahrgang 1996 darf er auch 2014 noch in der Jugend mitmischen. „Ich möchte jedes Grand-Slam-Turnier bei den Junioren zweimal spielen“, lautet sein Vorhaben. Ende Mai finden in Paris die French Open statt, nur wenige Wochen später steht Wimbledon auf dem Programm. Die besten 50 der Jugend-Weltrangliste sind direkt dabei, alle anderen müssen in die Qualifikation. Paul belegt aktuell Platz 76. „Es ist noch ein bisschen Zeit. Ich kann den Sprung unter die ersten 50 noch schaffen“, ist der ehemalige deutsche Meister der U12 zuversichtlich. Momentan spielt er Turniere in Frankreich und Italien. Ein gutes Abschneiden dort würde ihm die Quali ersparen.

Noch kann sich Paul aber nicht komplett auf Tennis konzentrieren. Er besucht die 11. Klasse des Hans-Furler-Gymnasiums in Oberkirch. Das Abitur ist für 2014 geplant. „Das werde ich auf jeden Fall durchziehen“, stellt er klar. Bei Schulleitung, Lehrern und Mitschülern stößt er mit seinem Sport auf großes Verständnis und erhält die bestmögliche Unterstützung. „Wir machen in der Regel einen Halbjahresplan mit immer drei Wochen Schule und zwei Wochen Turniere. So gut wie möglich versuchen wir natürlich, die Termine in die Ferien zu legen“, erklärt Ralf Wörner. Gerade im Mai und Juni, wo die Freiplatzsaison auf Hochtouren läuft, wird es terminlich schwierig. „Da bin ich auch mal länger weg und muss dann viele Klausuren nachschreiben“, so Paul Wörner, der sich selbst als „ordentlichen Schüler“ bezeichnet. „Er hat eine schnelle Auffassungsgabe. Das hilft“, fügt Vater Ralf an. Während der Turniere ist an Lernen meist nicht zu denken. „Da hab ich den Kopf nicht dafür frei“, sagt Paul. Gleiches gilt teilweise auch für das Training, wenn Klausuren anstehen. Grundsätzlich ist der Teenager aber fast immer mit vollem Eifer bei der Sache. Wenn er keine Turniere bestreitet, trainiert er montags und mittwochs in Leimen bei Ex-Profi Marcello Craca. Dienstags wird vor und nach der Schule in Nußbach oder Oberweier mit Oliver Killeweit gespielt. Donnerstags geht es nach Freiburg, wo neben Tennis mit Killeweit Kraft und Ausdauer im Vordergrund stehen. Von Freitag bis Sonntag absolviert Wörner ein individuelles Programm oder spielt Badenliga mit Oberweier. „Er ist da sehr fleißig und arbeitet seine Trainingsaufgaben konsequent ab“, lobt Killeweit.

In gut einem Jahr ist es mit der Doppelbelastung vorbei. „Dann zählt für mich nur noch Tennis, und ich werde zumindest zwei Jahre lang schauen, was geht. Danach kann ich immer noch studieren oder eine Ausbildung machen, wenn es nicht klappt“, sagt Wörner. Entscheidend sein wird, wie er den Sprung vom Jugend- ins Herren-Tennis schafft. „Das ist schon ein enormer Unterschied. Es wird sich zeigen, wie er mit dem Druck klarkommt“, so Killeweit. Auch Ralf Wörner weiß, dass die unzähligen Challenger- und Future-Turniere für seinen Sohn „eine echte Ochsentour“ werden. Dabei hat Paul noch Glück, denn als Mitglied des C-Kaders des Deutschen Tennis-Bundes (DTB), dem die sechs besten U18-Spieler – unter anderem auch Wörners Vereinskollege Adrian Obert – angehören, bekommt er zumindest bei vielen deutschen Turnieren eine Wild Card fürs Hauptfeld. „»Damit steigen natürlich die Chancen, hier und da mal ein paar Punkte für die Weltrangliste mitzunehmen“, weiß Ralf Wörner. Bis zu den großen Preisgeld-Töpfen ist es dagegen ein weiter Weg. Um etwas zu verdienen, muss bei den Turnieren der zweiten und dritten Kategorie schon mindestens das Halbfinale erreicht werden. Bis dahin zahlt man drauf. „Die C-Kader-Mitglieder bekommen die Turnierreisen vom DTB gezahlt, dazu kommt die klassische Unterstützung vom Verband“, erläutert Ralf Wörner, „aber natürlich muss man gerade für das Training auch einen großen Teil selbst bezahlen.“

Einen Schlägervertrag mit Wilson hat Paul schon in der Tasche. Klamotten und Schuhe bekommt er von Nike, weil er vor einigen Jahren die Nike Junior Tour in Deutschland gewonnen hat. „Da bestellt er sich einfach die Sachen, die er will. Die sind da sehr großzügig“, so der Vater. Den gleichen Ausrüster wie sein großes Idol Roger Federer hat Paul Wörner damit schon. Jetzt will er so schnell wie möglich auch in den gleichen Arenen spielen. Vor allem in einer: „Auf dem Center Court von Wimbledon hat Roger seine größten Siege gefeiert. Dort zu spielen wäre ein Traum...“


Steckbrief: Paul Wörner
Geburtstag: 23. August 1996
Wohnort: Oberkirch-Nußbach
Schule: Hans-Furler-Gymnasium Oberkirch, 11. Klasse
Familie: Vater Ralf, Mutter Petra, Bruder Max (19)
Verein: TC BW Oberweier(Badenliga Herren)
Größte Erfolge: Deutscher Meister Einzel U12 und Doppel U16, EM-Halbfinalist U16 in Moskau, ITF-Turniersieg in Budapest, Oberliga-Mannschaftsmeister mit dem TC BW Oberweier, 2. Runde bei den Australian Open 2013 (U18), aktuelle Nummer 76 der Jugend-Weltrangliste, aktuelle Nummer 2 der Deutschen Rangliste des Jahrgangs 1996

Marcus Hug, ARZ 30.04.2013

Link zu Bericht der ARZ über Paul Wörner auf BO