Hans-Furler-Gymnasium Oberkirch

Seitenbereiche

Ehrung für Johannes Ladwig und Annika Treyer

Artikel vom: 23.11.2012


v. l. Christoph Lipps(Bürgermeister von Oberkirch) Klaus Müller (Ortsvorsteher Stadelhofen), Johannes Ladwig, Annika Treyer, Peter Bechtold (Schulleiter HFG)
v. l. Christoph Lipps(Bürgermeister von Oberkirch) Klaus Müller (Ortsvorsteher Stadelhofen), Johannes Ladwig, Annika Treyer, Peter Bechtold (Schulleiter HFG)

Zwei Oberkircher Preisträger in Bräunlingen ausgezeichnet

Gleich zwei ehemalige HFG-Absolventen, Johannes Ladwig und Annika Treyer, wurden in Bräunlingen im Rahmen der Verleihung des Landespreises für Heimatforschung für ihre Arbeiten ausgezeichnet. Annika Treyer erhielt für ihre Untersuchung zum Thema „Orkan Lothar – Segen oder Fluch“ einen der insgesamt fünf Anerkennungspreise. Johannes Ladwig gewann sogar den ersten Preis im Jugendwettbewerb. Er befasste sich mit dem Aufstieg der NSDAP im Renchtal und zeigte exemplarisch die Formen und Wirkungen der Propaganda im ländlichen Milieu auf.

Vor der Preisübergabe stellten die Hauptpreisträger in kurzen Filminterviews ihre Arbeiten vor. Johannes Ladwigs Interesse gilt der „Geschichte von unten“, der Geschichte der Menschen in einem überschaubaren Raum. Er nutzte für seine Darstellung vor allem Zeitungsquellen und die Methode der oral history, der mündlichen Aufzeichnung von Erinnerungen. So heißt es in der Würdigung der Jury: „Sehr bemerkenswert ist die Auswertung von acht selbst geführten Interviews über die sozio-kulturellen Besonderheiten der Landbevölkerung des Renchtals. dieses Kapitel umfasst „militaristische Einflüsse und Wirtshauspolitik“, bäuerliche Solidarität und Stolz, Religiosität und das Verhältnis zum Judentum“. Im Vergleich der beiden Lokalzeitungen, der zentrumsnahen Renchtalzeitung und dem früh zum Nationalsozialismus umgeschwenkten „Renchtäler“ wird deutlich, wie die die Presse politische Polarisierung gefördert hat und der ehemals nationalliberale Renchtäler durch seine Propaganda den Aufstieg der NSDAP begünstigte. Seine Arbeit enthält eine dichte Mikrostudie des ländlichen Milieus, auf dessen fruchtbaren Boden die Propaganda fiel.

Die Preise wurden überreicht durch Staatssekretär Jürgen Walter und den Vorsitzenden des Landesausschusses Erich Birkle. Nicht nur die Familien der Oberkircher Preisträger, sondern auch Bürgermeister Christoph Lipps, der Stadelhofener Ortsvorsteher Klaus Müller, der HFG- Schulleiter Peter Bechtold und die Lehrer des Seminarkurses, in dem die Arbeiten entstanden, Brigitte Döring und Heinz G. Huber, waren zur Preisverleihung nach Bräunlingen gekommen.

Inzwischen holte der Medienrummel Johannes Ladwig ein. Das SWR-Fernsehen drehte im Stadtarchiv und im HFG einen Beitrag über Johannes Ladwig für die Landesschau. Das SWR-Radio hat ebenfalls schon Interviewwünsche angemeldet. Zudem wird Johannes Ladwig auch noch in seiner Heimatstadt von Oberbürgermeister Matthias Braun bei einem kleinen Empfang gewürdigt.

 

Stichwort: Würdigungen der Preisträger

Zu Annika Treyers Arbeit heißt es u.a. in der Begründung der Juroren: „Zum Jahreswechsel 1999/2000 überraschte der Jahrhundertsturm weite Teile Europas und ging mit Milliardenschäden in die Geschichte ein. Annika Treyer wollte erarbeiten, ob solch eine Naturkatastrophe tatsächlich nur negative Seiten hat oder ob es aus heutiger Sicht auch Positives gab. Es wurden in dieser Arbeit die Entstehung des Sturmes, die Folgen für die betroffenen Länder, die Möglichkeiten der Sturmholzlagerung und die Naturschäden hervorragend beschrieben und aufgearbeitet.“

In der sehr ausführlichen Würdigung der Arbeit von Johannes Ladwig ist zu lesen: „Zeitlich spannt der Autor den Bogen vom Ende des Ersten Weltkriegs und dem Sturz der Monarchie bis zum Ende der Weimarer Republik. Für das Renchtal bedeuten die Bestimmungen des Versailler Vertrags eine besondere Belastung, vor allem seit 1923 Appenweier und Offenburg von den Franzosen besetzt wurde, wodurch wirtschaftlich bedeutsame Eisenbahnstrecken unterbrochen wurden, Industriebetriebe sich nicht zu einer Ansiedlung in Baden entschließen konnten bzw. belastende Zollbestimmungen herrschten. Die Arbeit zeichnet sich wohl durch sorgfältige Archivrecherche als auch eigene Initiativen in Form von Interviews aus und schließt zudem eine Lücke in der lokalen Geschichtsschreibung.“

Stichwort: Landespreis für Heimatforschung Baden-Württemberg

Seit 1981 vergibt das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg den Landespreis für Heimatforschung. Nach der Satzung soll die Erforschung von Heimat als „Teil unserer kulturellen Identität“ angeregt werden. Eingereicht werden können Arbeiten zur Orts- und Regionalgeschichte, zu Forschung und Bräuchen, zu Dorf – und Stadterneuerung. Seit 2002 gibt es auch einen Jugendwettbewerb, an dem sich eine wachsende Zahl von Jugendlichen beteiligt. Zu dem Wettbewerb waren in diesem Jahr 140 Arbeiten eingereicht worden. Den Hauptpreis gewann der Karlsruher Autor Dr. Herbert Karl mit einer Arbeit über die Entstehung der Kirchfeldsiedlung in Karlsruhe – Neureut. Die Preisverleihung fand in diesem Jahr in Bräunlingen statt, das zusammen mit Hüfingen und Donaueschingen die Heimattage 2012 ausrichtet.

Text/Foto: Heinz G. Huber

Jury-Vorsitzender Erich Birkle, Johannes ladwig und Staatsserkretär Jürgen Walter
Jury-Vorsitzender Erich Birkle, Johannes ladwig und Staatsserkretär Jürgen Walter