Hans-Furler-Gymnasium Oberkirch

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Prix des Lycéens - Begegnung mit Mikaël Ollivier

Artikel vom: 22.11.2012


Abi-Bac-Schüler aus Kehl, Offenburg und Oberkirch mit Autor Ollivier in der Mitte.
Abi-Bac-Schüler aus Kehl, Offenburg und Oberkirch mit Autor Ollivier in der Mitte.

Die französische Literatur zu Gast

Ein erstes Highlight dieses Schuljahres durften die Abibac-Schüler des HFG am Donnerstagnachmittag erleben: Der französische Autor Mikaël Ollivier kam nach Oberkirch, um sein Buch „Le monde dans la main“ (Die Welt in der Hand), das in der Auswahl für den „Prix des Lycéens allemands“ (Preis der deutschen Gymnasiasten) steht, vorzustellen. Dieser Literaturpreis besteht seit 2004, mehr als 4800 Schüler aus 344 Gymnasien Deutschlands bilden die Jury für den Preis, der im Rahmen der Leipziger Buchmesse im Frühjahr 2013 verliehen wird.

Mit im Publikum waren auch Abibac-Schüler des Grimmelshausen-Gymnasiums Offenburg und des Einstein-Gymnasiums Kehl. Mikaël Ollivier las erst den Beginn seines Romans, dann stellte er sich den vielen, natürlich in französischer Sprache gestellten Fragen der Schüler. In seinem Buch geht es um den 16-jährigen Jungen Pierre, der mit seinen Eltern in Versailles in der Nähe von Paris lebt. Am Tag vor seinem 16. Geburtstag kauft er mit seinen Eltern Möbel bei Ikea ein. Nach dem Einkauf, auf dem Parkplatz des Möbelhauses, entfernt sich die Mutter plötzlich vom Auto und kehrt nicht wieder zurück. Am Abend erhält der Vater eine SMS der Mutter: „Macht euch keine Sorgen um mich. Ich kann nicht mehr, das ist alles.“ Die Verstörung, die Vater und Sohn ergreift, ist immens. Während der Vater resigniert, bleibt Pierre nichts anderes übrig, als sein Leben in die Hand zu nehmen und erwachsen zu werden. Wie er auf die Idee für das Buch gekommen sei, war die erste Frage eines Schülers. Ollivier erklärte, dass er über einen schüchternen Jungen, der Angst vor der Welt habe, schreiben wollte, ein Buch über das Erwachsenwerden.

Warum die Frau die Familie verlasse, fragte ein Schüler. Weil der Schock für seine Figuren und den Leser größer sei, wenn eine Mutter die Familie verlasse, so der Autor. Inwieweit das Buch autobiografische Züge trage, wurde ebenso gefragt. Mikaël Ollivier erklärte, dass das Buch in seiner Heimatstadt spiele, dass er mit seiner Hauptfigur Etliches gemeinsam habe, etwa die Leidenschaft für die Musik, dass er natürlich seine Beobachtungen und Erlebnisse verarbeite, die Geschichte von Pierre jedoch nicht seine sei. Mit großer Offenheit beantwortete der vielfach ausgezeichnete Autor, der in vielen Genres zu Hause ist – er schreibt Jugendbücher, Krimis, Thriller und Drehbücher – die vielen Fragen der Schüler. Und natürlich erzählt er auch, wie er Autor geworden ist. Dass er als Schüler kaum gelesen habe, mag einige Schüler verblüfft haben. Er sei, so der Autor, in seiner Schulzeit der Musik verschrieben gewesen, bis er als Sechzehnjähriger Alfred Hitchcocks Film „Vertigo“ gesehen und ab da eine Passion für das Kino entwickelt habe. Nach dem Abitur sei er auf die Filmhochschule gegangen, dort jedoch habe er das Schreiben für sich entdeckt und sei schließlich Schriftsteller geworden.

Die sechzig Schüler konnten nicht nur etwas über den ungewöhnlichen Weg eines außergewöhnlichen Autors erfahren, sie durften auch einen beeindruckenden Menschen kennenlernen.

Text: Peter Landerl/ Foto: Dr. Volker Wacker