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2 Monate Argentinien

Artikel vom: 10.10.2012

Abitur – und was dann?
Die Frage, die vielen Abiturienten Kopfschmerzen bereitete, war für mich nie ein Problem. Eine Auslandsreise soll es sein. Am Besten ganz weit weg. Nach intensivem Suchen im Internet wurde ich auch hinsichtlich einer geeigneten Organisation fündig: Projects Abroad (http://www.projects-abroad.de). Schnell war meine Entscheidung gefallen. Nach Argentinien sollte es gehen, zwei Monate Sozialarbeit und dazu einen Sprachkurs. Gesagt getan. Nur wenig später saß ich im Flieger auf dem Weg zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Das Abenteuer beginnt

Am Flughafen wurde ich nach einer fast 30stündigen Reise auch sofort herzlich von einer Mitarbeiterin von Projects Abroad abgeholt, die mich zu meiner Gastfamilie mitten im Zentrum brachte. Im Taxi durch Córdoba wurde mir dann zum ersten Mal bewusst, dass ich hier für die nächsten zwei Monate bleiben würde. Alles war so anders als bei mir zu Hause in Deutschland. Angefangen vom Straßenverkehr; nur sehr wenige Taxen besitzen einen Sicherheitsgurt, sodass die Fahrt durch die lebhafte Großstadt zu einem echten Abenteuer wurde. Bei meiner Gastfamilie angekommen, müde und k.o., stand ich dann vor der ersten Herausforderung: der Sprachbarriere. Das wenige Spanisch, das ich mir vor meiner Abreise versucht hatte beizubringen, war nicht halb so effektiv wie ich es mir gewünscht hätte. Was allerdings überhaupt kein Problem war.

Kulturschock

Alicia und ihre jüngste Tochter Florencia nahmen mich sofort mit offenen Armen auf und erleichterten mir den Kulturschock so gut es ging. Denn den gab es auf jeden Fall. Obwohl ich, durch meine Familie und Freunde, die Mentalität der Südamerikaner kannte, war das Erlebnis Argentinien überwältigender als ich es mir vorgestellt hatte. Mit der Unterstützung meiner Gastfamilie und der Mitarbeiter von Projects Abroad, die rund um die Uhr für dich da sind, lebte ich mich recht schnell in meiner neuen Umgebung ein. Auch wenn meine Spanischkenntnisse am Anfang recht dürftig waren, gab es, was die Kommunikation anging, beinahe überhaupt keine Probleme. Mit „Händen und Füßen“ konnte man sich immer verständigen und zur Not gab es immer noch Google-Übersetzer. Zudem sind die Argentinier außergewöhnlich freundlich und freuen sich über jeden Versuch, den man unternimmt, um mit ihnen in ihrer Muttersprache zu kommunizieren.

Quisquizacate

Nach einer Rundführung durch Córdoba, der zweitgrößten Stadt Argentiniens, und der Einführung in die Sitten und Gebräuche konnte dann die Arbeit beginnen. Auch wenn man von Arbeit im eigentlichen Sinne dabei nicht sprechen konnte. Etwa 20 Minuten mit dem Bus vom Zentrum entfernt in dem Gebiet Alta Córdoba lag das Waisenhaus Quisquizacate. Die Mädchen sind in diesem Heim untergebracht, weil die Eltern entweder kein Geld haben oder weil sie missbraucht wurden. An meinem ersten Tag erschreckte mich Román, mein persönlicher Koordinator, auch gleich mit allen möglichen Horror Stories über die Mädchen, um mich auf das Schlimmste vorzubereiten. Was allerdings nie eintraf. Ganz im Gegenteil. Die Mädchen waren einfach super und nahmen mich, zuerst zwar etwas reserviert, später aber begeistert in ihrer Mitte auf. Alle meine Sorgen, die Mädchen würden mich nicht mögen, verpufften im Nu. Jedes Bild, das sie mir schenkten, bestätigte mich in meiner Überzeugung, das Richtige zu machen. Die meiste Zeit verbrachten wir damit, zu malen, zeichnen oder zu basteln. Ein besonderes Highlight war Justin Bieber. Die Mädchen konnten Stunden damit verbringen, seine Musik anzuhören, Bilder von ihm auszuschneiden und in selbst gemachte Bücher zu kleben oder einfach nur über ihn zu reden. Auch wenn die Sprachbarriere es am Anfang schwer gestaltete, Beziehungen zu ihnen aufzubauen, und sie des Öfteren frustriert waren, weil ich sie nicht auf Anhieb verstand, gaben sie nie die Hoffnung auf, dass ich sie verstehen würde. Was ich mit Fortschreiten meines 30stündigen Spanischkurses auch tat. Gegen Ende meiner zwei Monate klappte es mit der Kommunikation beinahe einwandfrei und ich war zu einem aktiven Teil ihres Lebens sowie sie zu einem Teil meines Lebens geworden.

Mein Spanischkurs

Spanisch war und ist eine Sprache, die mich schon immer fasziniert hat. Somit hatte ich große Erwartungen an meinen Sprachkurs. Die sich auch erfüllt hatten. Ich verbrachte 2- bis 3-mal die Woche 2 Stunden bei meinem Lehrer Iván, der mich in die Geheimnisse der spanischen Sprache einführte. Tag für Tag konnte ich begeistert Fortschritte meiner Spanischkenntnissen bemerken.

Freizeit

Einmal pro Woche wird von Projects Abroad ein sogenannter Social organisiert, bei dem sich die Freiwilligen untereinander austauschen und kennenlernen können. So ging es beispielsweise Tango tanzen oder Empanadas zubereiten. Durch diese Treffen lernte ich viele meiner neuen Freunde kennen, mit denen ich verschiedene Reisen unternahm und auch heute noch in Kontakt bin. Argentinien ist ein wunderschönes Land, das von Wüste bis zu Gletschern hin alles zu bieten hat. Meine Wochenenden verbrachte ich meist damit, die Umgebung von Córdoba zu erkunden oder auch die Hauptstadt Buenos Aires mit meiner Anwesenheit zu beglücken. Mein absolutes Highlight stellt die Reise zu den Iguazú-Wasserfällen an der Grenze zu Brasilien dar.

Fazit

Die zwei Monate in Argentinien waren ein unvergessliches Erlebnis, das ich immer in guter Erinnerung behalten werde. Auch wenn mein Projekt mich in meiner Überzeugung bestätigt hat, keine Karriere als Sozialarbeiterin oder Lehrerin anzustreben, haben mir die Kinder so viel zurückgegeben. Ich habe während dieser Zeit keine einzige Minute bereut und freue mich jetzt schon, eines Tages wieder zurückzukommen. Nach zwei unglaublich tollen Monaten wieder zurück nach Deutschland zu kommen, war mehr als nur ungewohnt. Andauernd hatte ich das Gefühl, alles hätte sich verändert. Ständig suchte ich nach Veränderungen in meinem Umfeld, bis ich bemerkte: Nicht meine Umgebung hatte sich verändert, sondern ich.

Jasmin Kimmig, Abitur 2012