Hans-Furler-Gymnasium Oberkirch

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Sport und Kultur

"Physiker" vor vollem Haus

"Physiker" vor vollem Haus

Am 7. und 8. November 2019 strömten Jung und Alt ins Forum des Hans-Furler-Gymnasiums, um die Aufführung der Theaterwerkstatt II zu erleben. Die Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 9 bis 12 durften sich über einen sehr gut gefüllten Zuschauersaal freuen.

Zwanzig Schauspielerinnen und Schauspieler inszenierten das immer noch brandaktuelle Stück „Die Physiker“ von Friedrich Dürrenmatt. Hierbei gab es eine Besonderheit, die zugleich das schauspielerische Können und die Wandelbarkeit der Schülerinnen und Schüler unter Beweis stellte: Es gab jeweils unterschiedliche Besetzungen, sodass ein Großteil der Akteure in verschiedene Rollen schlüpfte. So zum Beispiel Zoe Huber: Am ersten Abend noch als Kriminalinspektor Voß mit Scharfsinn ermittelnd, kümmert sie sich am zweiten Abend als Oberschwester Martha aufopferungsvoll um die Bewohner der Anstalt. Merle Altegoer verkörpert inbrünstig Möbius, den "genialsten Physiker" der Gegenwart. Er hat die sogenannte Weltformel berechnet, eine Entdeckung, die die Menschheit auslöschen könnte, sollte sie in die falschen Hände geraten. Möbius gibt vor, ihm erscheine der König Salomo, und lässt sich als Verrückter in das Sanatorium „Les Cerisiers“ unter der Leitung der buckligen Irrenärztin Mathilde von Zahnd (Elena Müller, Jennifer Weimann) einweisen. Wie sich herausstellt, spielt Möbius den Geisteskranken in Bademantel und mit ausgestopftem Frettchen in der Tasche in der Hoffnung, dass er so als unglaubwürdig gelte und seine Forschungsergebnisse als nicht weiter relevant eingestuft würden.

Auch zwei weitere Mitinsassen spielen den Verrückten nur und geben sich als Newton (Philipp Kimmig, Rémy Monsallier) und Einstein (Maxi Huber, Destiny Laffler) aus. Die beiden Agenten rivalisierender Geheimdienste haben dasselbe Motiv: Sie ließen sich einweisen, um so an die Weltformel zu kommen. Enttarnt fordern sich die beiden Rivalen zum bewaffneten Duell auf, wobei leidenschaftlich-impulsive Tanzeinlagen den grotesken Charakter des Stücks unterstreichen.

Insgesamt begeisterte die ausgefeilte Inszenierung durch Sabrina Vogt-Ehmann immer wieder durch unerwartete, schockierende, kuriose oder komische Szenen und Details, wenn Newton zum Beispiel seinen Cognac heimlich aus der Wärmflasche trinkt, oder die Buben (Jan Schwab, Jessica Vogt, Julia Spomer, Alina Karkutsch, Sophie Ganter), bekleidet mit Weihnachtspullovern und Kniestrümpfen, zum innigen, aber ohrenbetäubenden Flötenspiel nach Buxtehude anstimmen. Sie werden von dem kreuzbraven Missionarsehepaar Rose begleitet (Sophie Ganter, Amelie Müller, Rémy Monsallier, Philipp Kimmig). Auch die drei muskelbepackten Pfleger (Jan Schwab, Jessica Vogt, Destiny Laffler, Julia Spomer, Carla Räder, Annika Isele) sorgten mit ihrer grobmotorischen Einfältigkeit für viele schreiend-komische Szenen mit Slapstick-Charakter. Ebenso ergreifend wie schonungslos ist die Ermordung von Schwester Monika (Lotta Betgen, Elena Müller) mit der Kuscheldecke. Ihr Mörder Möbius hält sie zu den Klängen von „Nothing else matters“ (mit Sebastian Kornmeier an der E-Gitarre) noch minutenlang in seinen Armen. Als dann die Leiche von Schwester Monika von den unbeholfenen Polizisten (Carla Räder, Annika Isele, Lotta Betgen, Jennifer Weimann) leichtfertig in den Teppich des Salons eingerollt und so ganz unkonventionell transportiert wird, bleibt einem das Lachen nahezu im Halse stecken. Das erbarmungslos Groteske findet seinen Höhepunkt, als die fanatische Irrenärztin Mathilde von Zahnd schließlich offenlegt, dass sie die drei Physiker bewusst manipulierte und zum Mord ihrer Krankenschwestern (Aina Gironella Coll, Lotta Betgen, Elena Müller) antrieb, um so an Möbius‘ Manuskripte und damit an die Weltformel zu gelangen. Sie glaubt, im Auftrag Salomos gehandelt zu haben. Dieses Geständnis und die damit einhergehende Erkenntnis, dass in Wahrheit Zahnd die eigentliche Irre ist, hinterlässt nicht zuletzt durch die beindruckende und eindringliche schauspielerische Leistung der beiden Abiturientinnen Elena Müller und Jennifer Weimann einen bleibenden, markerschütternden Eindruck.

Die Zuschauer verließen das Hans-Furler-Gymnasium an diesem Abend nachdenklich, ergriffen, aber mit einem Lächeln im Gesicht. Für viele der Schauspielerinnen und Schauspieler wird dieser Abend unvergessen bleiben, denn für die Abiturienten und Abiturientinnen war es die letzte Aufführung nach einer langen Schultheaterkarriere. Auch die fleißigen und kreativen Köpfe der Maske und des Bühnenbildes unter der Leitung von Abiturientin Anastasia Flad werden uns ab dem nächsten Schuljahr nicht mehr mit ihrer bemerkenswerten Arbeit verzaubern können. Einige von ihnen waren bereits seit der 5. Klasse Teil der Theater-AG, und so fiel am Ende des Abends der Abschied von der Bühne und die Danksagung an die langjährige Regieleiterin Sabrina Vogt-Ehmann äußerst emotional aus. Ein besonderer Dank gilt auch Chiara Stumpf, die sich als Souffleuse stets bereithielt, sowie Paul Sester und Rouven Bähr von der Technik AG, die es sich nicht nehmen ließen, ebenfalls im Krankenschwesternkostüm aufzutreten.

Text: Anna Maria Huber/ Lisa Hübner- Fotos: Irmela Dübbers

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