Hans-Furler-Gymnasium Oberkirch

Seitenbereiche

Kontakt

Sekretariat: 07802/82 800
sekretariat(@)hfg.og.schule-bw.de

Klasse 5

HFG ab 24/25 G9 (ab Kl.5)
Anmeldung 5 - G9 (18.5)
Materialliste 5 (HFGreen)

Vorsicht statt Nachsicht

Artikel vom: 29.04.2016


Vorsicht statt Nachsicht
 
Claudia Nadler vom Frauen- und Mädchengesundheitszentrum Offenburg e.V. (fmgz) informiert über das Thema Essstörungen.


 
Es sind alarmierende Zahlen, die Claudia Nadler vom Frauen- und Mädchengesundheitszentrum Offenburg e.V. (fmgz) den ungefähr 30 Eltern und Lehrer_innen, die der Einladung der Schulleitung sowie der Schulsozialarbeiterin Hannah Bier zum Informationsabend nachkamen, vorstellt. 53% der 15jährigen fühlen sich zu dick, bereits 30% der 10jährigen haben Diäterfahrung. „Eine Diät kann der Einstieg in eine Essstörung sein.“, warnt Claudia Nadler.
So stand die Frage „Wer is(s)t denn noch normal“ auch im Zentrum des anschaulichen Vortrags, in dem Frau Nadler als ausgebildete Heilpraktikerin in Psychotherapie mit einer Ausbildung im Bereich Ernährung den Anwesenden versuchte Hilfestellung zu bieten bei der Beantwortung der Frage, wo denn nun die „schwierige Phase“ aufhört und die Krankheit beginnt. Der Schwerpunkt lag dabei auf den geläufigsten Formen der krankhaften Essstörung, der Magersucht (Anorexia nervosa) sowie der Bulemie (Bulemia nervosa). „Der entscheidende Faktor ist dabei nicht das Gewicht, sondern die Einstellung zum Essverhalten“, so Nadler. Essen und Nicht-Essen stünden bei den Betroffenen im Mittelpunkt und bestimmten den Alltag. Neben zentralen Merkmalen sowie Risikofaktoren für die Entwicklung einer solchen Essstörung zeigte sie auch Wege des Umgangs auf und gab wichtige Hinweise zu ersten Anlaufstellen und Hilfsangeboten.
Darüber hinaus jedoch legte sie besonderen Wert darauf, Schutzfaktoren zu benennen und damit auf das wichtige Feld der Präventionsarbeit hinzuweisen. So ist der von der Sozialarbeiterin Hannah Bier organisierte Vortrag auch ein wichtiger Schritt zur Entwicklung eines breit angelegten Präventionskonzepts am HFG, das sich dem Präventionsrahmenkonzept „stark.stärker.WIR.“ verpflichtet sieht. „Hier muss früh angesetzt werden“ unterstreicht auch Claudia Nadler. So ist bereits in diesem Schuljahr in der Klassenstufe 7 eine Auseinandersetzung mit dem Thema im Rahmen des Biologieunterrichts vorgesehen.
Aber auch jeder Einzelne müsse sich und sein Essverhalten hinterfragen, so Frau Nadler. Die Symptome von Essstörungen, der Perfektionismus, die Selbstbeherrschung, die Fokussierung auf ein bestimmtes körperliches Ideal, seien eine Übererfüllung von gesellschaftlich durchaus erwünschten Verhaltensweisen, so dass Essstörung nicht einfach ein Problem einzelner Betroffener, sondern auch eine gesellschaftliche Aufgabe ist – der sich Schule und Elternhaus stellen müssen.
Hier schlägt Claudia Nadler den Bogen zum Anfang: der Vergleich zweier Coverbilder der Zeitschrift ELLE löste bei den Anwesenden Rufe des Erstaunens hervor. Zwischen den beiden Bildern und den darin verkörperten Schönheitsidealen liegen nicht nur 50Jahre, sondern auch etliche Kilos. Erst der Vergleich macht deutlich, wie ungesund bestimmte Idealbilder, die wir im Alltag als selbstverständlich hinnehmen, in Wahrheit sind. „Solche Bilder machen etwas mit Frauen, besonders mit jungen Mädchen.“, erklärt Claudia Nadler. „Schöner, schlanker = erfolgreicher“, dieses Idealbild sei der Nährboden, auf dem Essstörungen entstehen können. Und so nahmen die anwesenden Eltern und Lehrer_innen nicht nur Informationen über Merkmale von und den Umgang mit Essstörungen, sondern auch wichtige Denkanstöße über deren Vermeidung mit nach Hause.
 
Text/ Foto: A. Hellberg