Hans-Furler-Gymnasium Oberkirch

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Multilinguale Begabung: Andreas Ebert

Artikel vom: 18.12.2013


Multilinguale Begabung: BZ-Artikel über Andreas Ebert

Lesen und schreiben geht schon ganz gut. Gehörtes verstehen und selbst sprechen sei hingegen weniger leicht, sagt Andreas Ebert aus Oberkirch. Der 19-Jährige lernt gerade Japanisch, aus Freude am Sprachenlernen und aus Interesse an der japanischen Kultur. Beim Bundeswettbewerb Sprachen belegte er in der Sparte Japanisch den zweiten Platz.

"Bei den europäischen Sprachen gibt es viele Lehrwerke mit Sprech- und Hörbeispielen – bei Japanisch nicht", erzählt Ebert. Zu Japanisch kam er durch Zufall: Ein Freund betreibt Karate und sein Verein hatte Sportfreunde aus Japan zu Gast. Die habe er kennengelernt und so angefangen, sich für die japanische Kultur zu interessieren, sagt Ebert. Gelernt habe er mit Hilfe eines Grammatikbuches. Er fange beim Sprachenlernen immer mit der Grammatik an: "Sie verrät viel über die Mentalität der Sprecher." Darüber hinaus schaute er im Internet japanische Zeichentrickfilme, das schule das Gehör.

2012 reiste er dann mit einer südbadischen Delegation der Deutschen Sportjugend nach Japan. "Da ich immer allein gelernt habe,warmir der Sprachklang nicht vertraut", sagt der 19-Jährige. Zumal gleich ausgesprocheneWorte ganz unterschiedliche Bedeutungen haben können und viele Worte sehr ähnlich klingen. Außerdem gebe es für manche Zeichen bis zu zehn verschiedene Aussprachen, je nachdem, was für ein Wort sie bilden. Wenn es mit der Verständigung problematisch wurde, habe er die Wortzeichen aufgeschrieben: "Das hat immer funktioniert." Der Japan-Aufenthalt habe ihn angespornt, sagt der einstige Hans-Furler-Gymnasiast. Er will dranbleiben an Japanisch.

Es ist nicht die einzige Fremdsprache, mit der er sich derzeit beschäftigt. Aktuell lernt er auch Polnisch: "Eine schwierige Sprache: Es gibt sieben Fälle und vier Geschlechter." Eberts Mutter stammt aus Uruguay und hat italienische Wurzeln, sein Vater ist Deutscher mit polnischen Wurzeln. Aufgewachsen ist er zweisprachig, mit Spanisch und Deutsch. Auf dem Gymnasium hatte er die Fächer Englisch, Französisch und Italienisch, ohne sich besonders für Sprachen zu interessieren.

Dann kam ein Aufenthalt als Austauschschüler in Frankreich. Seine mangelnde Fähigkeit zu sprechen und zu verstehen habe ihn genervt. Also lernte er – so gut, dass er neben dem Abitur in Deutschland auch das französische Baccalaureat – kurz: Abi-Bac – ablegte, beides mit Spitzennoten. So erwarb er auch das Recht, in beiden Ländern zu studieren.Nebenher entdeckte er die Lust am Sprachenlernen: Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Italienisch – das sei leicht gewesen, weil speziell die romanischen Sprachen miteinander verwandt sind: "Da muss man nur aufpassen, dass man den Sprachklang nicht durcheinanderbringt." Japanisch dagegen sei eine echte Herausforderung. Vieles lasse sich gar nicht direkt übersetzen, sondern man müsse Entsprechungen finden. Auch spiegle die Sprache immer eine Kultur wider. So sage man im Japanischen so gut wie nie "Nein", sondern formuliere unterschiedliche Umschreibungen einer Ablehnung. Bei den Verben gebe es neben der neutralen Form – die einer ablehnenden Haltung recht nahe komme – unterschiedliche Höflichkeitsformen. " Mit einem Kunden, einem wichtigen Gast oder seinem Chef spricht man immer auf einer hohen Höflichkeitsstufe", sagt Ebert.

Eine Zeitung, die er sich in Japan gekauft hat, dient ihm immer noch als Trainingsmaterial: "2000 Zeichen sollte man kennen, um eine japanische Zeitung zu lesen." Auch wenn das Abi ein halbes Jahr zurückliegt, hat er immer noch Kontakt zum Hans-Furler-Gymnasium und den Lehrern. Die Fremdsprachenangebote dort hätten ihn geprägt. Vor Kurzem hat Ebert in Heidelberg ein Jurastudium aufgenommen. Sein Ziel: Eines Tages für ein international agierendes Unternehmen oder eine internationale Institutionwie die EU oder die UNO arbeiten. Auch sprachlich hat er weitere Ziele: Wenn er Japanisch "drauf" hat, könnte Koreanisch oder Chinesisch dran sein.

Text/Foto: Robert Ullmann, Badische Zeitung, 17. Dezember 2013