Hans-Furler-Gymnasium Oberkirch

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Literatur-Workshop mit Dichter Oliver

Artikel vom: 01.11.2013


Dichter Oliver mit Oberkircher Schüler/-innen
Dichter Oliver mit Oberkircher Schüler/-innen

Workshop mit Dichter José Oliver

José Oliver hat schon in Kairo als Stadtschreiber gelebt, etliche Stipendien und literarische Preise gewonnem, unter anderen den Kulturpreis des Landes Baden-Württemberg. Zuletzt weilte er als Stadtschreiber in Istanbul. Er ist Dichter und Brückenbauer, der Knotenpunkt seiner Brücken ist Hausach, wohin er im "Leselenz" Literaturstars ohne roten Teppich aus aller Welt und Genres zieht. Im Stuttgarter Literaturhaus hat er zusammen mit Kollegen mit Schreibwerkstätten und den daraus hervorgegangen Publikationen bewiesen, dass Literatur beflügelt, wenn man es schafft, junge Menschen an ihre Geheimnisse, ihre Geschichten heranzuführen. Seit 2011 fließen diese Erfahrungen auch in ein Fortbildungsprogramm für Deutschlehrer der weiterführenden Schulen des Landes ein.

Im Rahmen eines Workshops vermittelte er 20 Schülern des Hans-Furler-Gymnasiums und der Oberkircher Realschule lyrisches Schreiben. Die Oberkircher Jugendlichen nahm er ein, weil er auf sie zutrat, keine Äußerung beiseite schob, ihnen Zutrauen zu ihren Gedanken gab, die Dinge von allen Seiten anging – und sie lehrte, die Oberfläche der Texte zu knacken, sie an die Substanz vordringen ließ. Er oktroyierte nicht, er forderte heraus – dafür brauchte er Zeit: drei Tage, um sich "nur" mit Schreiben und Überarbeiten der Texte zu befassen. Neugier und Lust auf Sprache entstanden bei den Teilnehmern.

Text: ARZ (J. Graupe) 31.10.2013 /Foto: Graupe

Der Freundeskreis des Hans-Furler-Gymnasiums förderte die Teilnahme der HFG-Schülerinnen großzügig. Die Veranstaltung war auch ein schönes Beispiel für die Kooperation von Stadt und Schulen auf dem Sektor der Kultur (Red. HFG).

Texte von Schülerinnen des HFG, die am Workshop teilnahmen: Eigentlich ....

Eigentlich hätten wir glücklich sein können Drei 100-Wörter-Romane unserer Schülerinnen, die im Rahmen des Schreibworkshops mit Herrn Oliver entstanden sind. Eigentlich hätten wir glücklich sein können, aber wo fängt Glück an? Bin ich undankbar nur weil ich mir mehr ersehne? Solange spiele ich jetzt schon mit diesem Gedanken, dieser eine Gedanke, der mich so quält. Auf ewig hier in dieser Wohnung, die nur aus zwei winzig kleinen Zimmern besteht. Verdammt, ich will doch nur Leben. Irgendwann halte ich es nicht mehr aus, ertrage diese Enge, diese Leere, dieses Leben nicht mehr. Ein Zettel, ein einziger Zettel ist alles ,was ich dir von mir zurücklasse. Ich schließe die Tür, ein letztes Mal, atme die Freiheit und trete in die unendliche Ewigkeit.

Laura Scherer, 9c

Eigentlich hätten wir glücklich sein können… Heute Nachmittag, nur für kurze Zeit. Als wir am Ufer des Flusses im hohen Gras saßen. Eine frische Brise wehte durch die Gräser und kräuselte die Wasseroberfläche. Wolken jagten über den Himmel und ließen die Sonne nie mehr als ein paar Minuten unbedeckt. Es war ein schöner Tag und wir hatten gelacht und geredet. Aber dann wurden die Gespräche ernster. Das Thema hatte sich dem nicht vorhandenen Geld und der harten Arbeit zugewandt. Da habe ich an Freiheit gedacht. Ich wünschte mir Freiheit. Zu sein wie der Wind. Aber was ist schon Freiheit?

Andrea Scheifele, 9a


Eigentlich hätte ich glücklich sein können. Ich bin gut in der Schule, verstehe mich mit meiner Familie und habe Freunde, auf die ich mich immer verlassen kann. Jeder andere wäre wahrscheinlich glücklich. Vielleicht habe ich alles, was andere brauchen, um glücklich zu sein. Doch wer mich gut kennt, der weiß, dass mir das alles nicht reicht. Mir ist etwas anderes viel wichtiger. Es gibt einen Tag in der Woche, an dem ich mich immer glücklich fühle. Immer dann wenn ich im Reitstall bin, mich in den Sattel schwinge und das für mich beste Pferd der Welt reite, bin ich glücklich.

Jil Panter, 9a