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Artikel vom: 21.11.2012
Johannes Ladwig erhält den Preis für seine Forschungen über die "Aufstieg des Nationalsozialismus in Oberkirch". Er verfasste zu diesem Thema eine beeindruckende Seminararbeit.
Die ARZ führte hierzu mit Johannes Ladwig ein Interview. Auch der SWR berichtet über Johannes Ladwig und dessen Ehrung. Der SWR drehte hierfür u.a. am HFG (siehe Foto unten). Hier der Link zum SWR-Beitrag. Hier der Beitrag als mp4/flv (öffnen am besten mit dem VLC-Player). Hier ein interner Link zum gleichen Beitrag.
Am 22. November wird Johannes Ladwig in Bräunlingen mit dem Landespreis für Heimatforschung ausgezeichnet.
ARZ: Der Jugendförderpreis ist bereits Ihre dritte bedeutende Auszeichnung nach den Preisen bei »Humanismus heute« und der »Rede über Europa«. Welche Auszeichnung bedeutet Ihnen am meisten?
Johannes Ladwig: Die drei ausgezeichneten Werke gehören ja zu drei verschiedenen Interessengebieten. Mir fallen keine Kriterien ein, mit denen ich eine »Lieblingsauszeichnung« herausdeuten könnte – das käme mir auch irgendwie komisch vor. Bei allen drei Wettbewerben habe ich die Benachrichtigung über die Auszeichnung per Post erhalten. Und jedes Mal habe ich den Brief geöffnet, war erst sprachlos und dann schlagartig überglücklich. So ein Gefühl schleift sich vom mehrfachen Erleben nicht ab. Ich habe mich über alle Preise gleichermaßen gefreut und sehe sie als zusammenwirkenden Ansporn, weiterhin vielfältig interessiert zu sein.
ARZ: Wie kam es zur Seminararbeit über den »Aufstieg der NSDAP im Renchtal«?
Ladwig: Letztendlich steckt hinter dieser Arbeit vor allem die Begeisterung für die »Geschichten von früher«, die man sich schon als kleiner Bub ganz fasziniert erzählen lässt. Mein persönliches Schlüsselerlebnis aber hatte ich, als wir in unserer Seminarkursgruppe das Oberkircher Stadtarchiv besichtigten. Dort bekam ich zum ersten Mal die großen Zeitungsbände zu sehen, in denen alte Ausgaben der Renchtäler Tageszeitungen – sauber nach Jahrgängen gebunden – archiviert werden. Und als ich dann diese Fülle an Material vor mir hatte, wurde mir klar, dass ich die ausgetretenen Pfade verlassen und selber ein kleines Forschungsgebiet erschließen wollte. Als ich mich dann für mein Thema entschieden hatte, wurde mir recht schnell bewusst, dass ich noch eine Menge Arbeit vor mir haben würde.
ARZ: Welche Hürden mussten Sie bei der Recherche überwinden und auf welche Quellen konnten Sie zurückgreifen?
Ladwig: Zunächst einmal musste ich überhaupt an entsprechendes Material kommen. Letztendlich habe ich mit einiger Mühe dutzende Zeitungsartikel gesammelt, Amtsakten durchsucht, mir allgemeine und spezielle Nachschlagewerke besorgt und musste nun jede Quelle sorgfältig lesen und die Informationen ordnen. Irgendwann hatte ich mein Grundgerüst, einige Kapitel waren bereits ausformuliert – aber irgendetwas kam mir komisch vor. An diesem Punkt wollte ich noch unbedingt einen lebendigeren Blick auf das Leben damals gewinnen und habe daraufhin mehrere Zeitzeugeninterviews geführt. Und meine Interviewpartner waren mir eine sehr große Hilfe. Erst im Gespräch mit den Leuten habe ich einen realistischen Einblick in das Leben damals bekommen. Außerdem erwiesen sich einige bereits ausformulierte Aspekte als »für das Renchtal nicht zutreffend«, ich wurde aber auch auf einige neue Forschungsspuren aufmerksam gemacht.
ARZ: Wie viel Zeit haben Sie investiert?
Ladwig: Auf jeden Fall zu viel für eine Seminararbeit. Aber das war mir ja von Anfang an klar, denn es ging mir nicht nur darum, im Seminarkurs nur die nötigen Punkte fürs Abi sammeln. Vielmehr wollte ich mich mit etwas beschäftigen, das mich interessiert und irgendwie auch persönlich weiterbringt. Und wenn man sich für eine Sache wirklich interessiert, dann kann man auch einige Tage der Schul- und Ferienzeit im Archiv oder mit der Lektüre von Fachbüchern zubringen. Gegen Fertigstellungsdatum sind für die Ausformulierung auch einige Nachtschichten unter Verbrauch gewaltiger Mengen Tee und Kaffee angefallen. Letzten Endes war ich dann überglücklich, als alles geschafft war.
ARZ: Was hat Ihnen die Recherche zu einem so sensiblen Thema persönlich eingebracht?
Ladwig: In erster Linie hat mir die Forschungsarbeit Spaß gemacht – und genau das war ja auch mein Ziel. Und dass mein Werk nun mit so einem tollen Preis ausgezeichnet wird, macht mich natürlich auch richtig stolz auf meine Recherchen.
ARZ: Wie nützlich sind die Preise für Ihre weiteren Karriere-Schritte? Welchen Weg schlagen Sie nun ein?
Ladwig: Ich hoffe natürlich sehr, dass mir die Preise irgendwann mal nützlich sein können. Noch kann ich aber nicht abschätzen, wann und in welcher Form ich sie brauchen kann. Zunächst studiere ich Deutsch und Geschichte auf Lehramt. Wohin mein Weg mich dann letztendlich führt, dass wird sich erst noch zeigen. Der Preis war mit 1300 Euro dotiert.
ARZ: Wofür verwenden Sie das Geld?
Ladwig: Geld kann man als Student natürlich immer gebrauchen. Wenn das ganze Preisgeld aber für laufende Kosten draufgeht, dann fände ich das irgendwie schade. Deshalb habe ich mir bei jedem Preis einen bestimmten Einrichtungsgegenstand als bleibende Erinnerung gekauft. Was es diesmal sein soll, überlege ich erst nach der Preisverleihung. Ein paar Bücher werden aber sicher auch damit finanziert.
Auch eine Mitschülerin von Johannes Ladwig wird in Bräunlingen gewürdigt: Annika Treyer aus Oberkirch-Ödsbach erhält für ihre Arbeit »Orkan Lothar – Fluch oder Segen« eine Anerkennungsurkunde. Beide Arbeiten entstanden im Rahmen eines fächerübergreifenden Seminarkurses am Hans-Furler-Gymnasium, den die Lehrer Heinz G. Huber und Brigitte Döring unter dem Titel »Zwischen Schwarzwald und Vogesen – vom Grenzland zum Herzland Europas« gemeinsam gestalteten. Die Schüler konnten sich ihr Thema selbst aussuchen. Der Arbeit vorausgegangen waren intensive Recherchearbeiten im Archiv und bei Zeitzeugeninterviews.
(Patric König, ARZ)