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Materialliste Kl. 5 25/26
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Elternbrief 1 zum Schuljahresbeginn
Artikel vom: 04.10.2025
"Verliebt in mich“
Porträt von FAYAN, Rapper und Songwriter – einst Schüler des Hans-Furler-Gymnasiums Oberkirch
Ein Nachmittag im leeren Schulhaus: Rückkehr eines Ehemaligen.
Es ist Nachmittag. Der Schultag ist vorbei, die Flure still, die meisten Schülerinnen und Schüler schon zu Hause. Nur vereinzelte Schritte hallen über das grüne Linoleum des frisch sanierten Schulhauses, das gerade in das 50. Jahr seines Bestehens einbiegt. Im Trakt der Schulverwaltung sitzt ein besonderer Gast, der einst an gleicher Stätte die Bänke drückte: ein Abiturient aus früheren Zeiten, Yannick Steffen aus Oberkirch, heute bekannt als FAYAN, und inzwischen beheimatet in Berlin.
Am runden Tisch sitzen Vertreter der Schulfamilie, darunter auch zwei Fans aus der Mittelstufe und der stellvertretende Schulleiter Volker Wacker. Er kennt FAYAN seit dessen Schulzeit, seit den ersten Hip-Hop-Acts auf den Bühnen der Schule, bei der Abiturfeier, auf lokalen Festen und Partys und verfolgte und bestaunte seine Karriere weiter. Nun erklimmt diese nach Gold- und Platin-Auszeichnungen für Songwriting einen neuen Gipfel, mit dem Chartstürmer und absoluten Ohrwurm „Ich bin verliebt in mich“. Zwischen zwei Radioterminen nimmt sich FAYAN Zeit für ein Gespräch.
Die ersten Töne: ein Schüler mit Mütze und Mut
Am Anfang steht ein Kinderzimmer in Oberkirch. Ein Laptop, ein Billig-Headset, der Sound von 50 Cent im Ohr. Mehr brauchte es nicht, um die ersten Texte aufzunehmen. Oder in den Worten des rappenden Künstlers: „Es klang furchtbar – aber machte mich glücklich.“ Schon etwas gereifter, aber immer noch als Schüler, beim Abiball seines Jahrgangs: Dort performt er „Lebe meinen Traum“ und erinnert sich heute: „Bei der Feier habe ich geweint. Den Traum von damals, heute lebe ich ihn wirklich.“
Der Sprung nach Berlin: Ohne Netz, ohne Plan B
Nach dem Abitur Ausbildung in der Medienbranche, Station im regionalen Funk als Musikredakteur. Man merkt ihm das noch heute an: sonore Stimme, klare Diktion, durchdachte Antworten. Doch die Routine im Funkhaus erfüllte ihn damals nicht wirklich. „Ich habe meinen Job gekündigt und bin nach Berlin gezogen – ohne Plan B, ohne Geld, nur mit dem Gedanken: Ich werde jetzt erfolgreich.“
2018 dann die ersten großen Studiosessions: Künstler wechseln die Räume, Produzenten sitzen bereit, Songwriter liefern Ideen. Für FAYAN sind das Schlüsselmomente – der Eintritt in die große, manchmal auch schrille Welt der boomenden deutschen Rap-Szene. Und so läuft dann sein beruflicher Alltag: Ab 13 Uhr über viele Stunden im Studio, Melodie und Hook, die Topline also, entstehen gemeinsam: „Im Studio ist es wie Pingpong: Einer wirft was in den Raum, der andere spinnt es weiter – so entsteht ein Song.“
Karriere im Hintergrund: Der Songwriter
Bevor sein Name auf den Covern prangt, taucht er in den Credits auf. Er schreibt für die Großen: Shirin David, Nina Chuba, Monet, Elif, badchieff, Loredana, 1986zig, Lune, Mero und andere, sorgt damit für Millionen von Streams, heimst Auszeichnungen ein und ist als Texter im Hintergrund, aber angesagt und gut im Geschäft. Mit „Verliebt in mich“, seiner erfolgreichen neuen Single, verlagern sich nun die Rollen: „Ich war lange der Songwriter, der ab und zu eigene Lieder rausgebracht hat. Jetzt bin ich immer mehr der Künstler, der noch für andere schreibt.“
Ein Lied, das bleibt
Der Beat seines Partners Dalton, der Text von FAYAN, durchaus autobiographisch. „Verliebt in mich“ ist nicht die Selbstbekundung eines Narzissten, dafür ist FAYAN viel zu geerdet, empathisch zu seinen Mitmenschen von einst und heute und immer auch selbstreflexiv. Der Song macht gute Laune, hat aber eine klare und wichtige Botschaft und hebt sich sich wohltuend ab von den oft gehörten Aufstiegs-Narrativen anderer Rapper. Es geht um Selbstakzeptanz nach harten Jahren des Zweifels, um den Einklang mit dem eigenen Ich: „Es hat lange gedauert, bis ich sagen konnte: Ich liebe mich so, wie ich bin. Der Song ist keine Pose – sondern eine Haltung, die ich mir erkämpft habe.“
Der Song berührt
Fans schreiben, dass es sie durch Krisen trägt. Lehrkräfte nutzen es im Unterricht. Musik als Therapie – das hat eine lange Tradition und zeigt, Rap à la FAYAN macht Freude, geht aber auch tief. Oder frei nach dem Credo des Künstlers: „Wenn mir jemand schreibt: Dein Song gibt mir Hoffnung – das ist für mich wichtiger als jede Chartplatzierung.“
Und biographisch schließt sich spätestens hier der Kreis: vom Oberkircher Abiturienten zum Profi, der diesen Traum lebt und mit sich im Reinen ist. Er ist dort angekommen, wo er immer hinwollte, in Berlin und vor allem bei sich. Soziale Medien sind Pflicht Der Erfolg ist kein Zufall, sondern Ergebnis harter Arbeit. Dazu gehört auch das Bespielen der sozialen Medien, Reichweite ist wichtig. Das Marketing überlässt er nicht komplett seiner Agentur, seinem Team, nach wie vor postet er selbst TikToks und andere Clips. Und so war es auch schon vor dem Durchbruch: „Ich hatte kein Label, kein Budget – nur mein Handy. Also habe ich jeden Tag gepostet.“
KI und Musik: eine Bedrohung?
Wie geht es weiter? Klar, nun verstärkt auch mit Solo-Auftritten. Aber grundsätzlich: Was ist, wenn künftig KI und ihre Freunde die gesamte Produktion von Musik übernimmt und dann sogar den echten Künstler ersetzen. FAYAN kennt die Diskussion. Er sieht Chancen und Risiken, bleibt aber seinem Naturell treu - optimistisch: „In der Musik gab es immer den technischen Feind: CD, Internet, Streaming. Erst war’s der Untergang – am Ende hat es Musik nur zugänglicher gemacht.“ In der Branche werde KI schon genutzt, so auch für Demos oder Stimmtests – aber die Seele der Songs, so FAYAN, könne nur ein Mensch schreiben. Und nicht vergessen: „Wir lieben nicht die Perfektion, sondern das Unperfekte. Das kann KI nicht ersetzen.“
Was er mitgibt
Letztlich bleibt die Zukunft offen und braucht mutige junge Menschen, für die FAYAN ein Vorbild sein kann. Seine Botschaft an die jüngeren, die nachkommen: „Vergleicht euch nicht mit anderen. Hört auf euer Herz, zieht eure Sache durch. Jeder hat seinen eigenen Weg.“
Auch aus Oberkirch tragen also Stimmen weit – FAYAN ist eine davon.
Text: Volker Wacker