Hans-Furler-Gymnasium Oberkirch

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Science Academy mit HFG-Schülerin

Artikel vom: 17.09.2015


HFG-Schülerin berichtet über Science-Academy

Gesche Herold (Kl. 10, bil. Zug) durfte nach Schulvorschlag und Auswahlverfahren an der 13. Science-Academy des Landes in Adelsheim teilnehmen. Lesen Sie ihren spannenden Bericht.

Science Academy – Forschen in den Ferien macht Spaß!

Ein Bericht von Gesche Herold

Die Science Academy ist ein Feriencamp für Schülerinnen und Schüler der achten und neunten Klasse, bei dem man einen von sechs natur- oder geisteswissenschaftlichen Kursen besucht. Die Schüler/innen arbeiten in den Sommerferien zwei Wochen lang täglich in ihrem Kurs an einem Projekt und besuchen zusätzlich ein Vorbereitungs- und Dokumentationswochenende jeweils vor und nach den Sommerferien. Klingt zunächst mal nach Arbeit und zwei Wochen weniger Sommerferien – ist dann aber doch ganz anders als gedacht.

Mir hat die Science Academy in Adelsheim nahe Heilbronn vor allem jede Menge Spaß gemacht. Hier habe ich in entspannter Atmosphäre und abseits der üblichen Lernmethoden Gleichgesinnte getroffen und gemeinsam mit ihnen neue Erfahrungen und Erkenntnisse gesammelt. Egal, ob Teilnehmer, Academy-Leitung oder Kursleiter – alle hier duzten sich, sodass wir Schüler uns sofort willkommen fühlten.

Neben den sechs Kursen gab es jeden Tag die in der Academy als „KüAs“ bezeichneten Freizeitaktivitäten – „KüA“ bedeutet „Kursübergreifendes Angebot“, also zum Beispiel Sport, Musik, Theater, Tanzen, Backen – und dann noch Extra-Aktivitäten wie ein Sportfest oder eine Exkursion zu einer wissenschaftlichen Einrichtung. Und wer hätte gedacht, dass in einer Sommerakademie mit Ernstcharakter die besten Partys gefeiert werden und alle es trotzdem schaffen, am nächsten Tag wieder um sieben Uhr morgens aufzustehen? Ja, das ist für mich die Science Academy Baden-Württemberg: gefüllt mit lustigen und frohen Momenten, die einem die täglich fünfeinhalb Stunden Kurs gar nicht so lang vorkommen lassen.

Um in die Science Academy aufgenommen zu werden, muss man zuvor von der Schule empfohlen werden. Dann schreibt man noch eigenständig eine Bewerbung. Jede Schule in Baden-Württemberg darf nur ein/en Schüler/in vorschlagen, es gibt aber auch nachträgliche Bewerbungsverfahren, bei denen die Schule nicht beteiligt ist. Wer glaubt, an der Academy treffe man nur auf Hochbegabte, die einem weit voraus sind, liegt falsch. Es gibt natürlich auch echte Cracks, aber die meisten Teilnehmer sind auf normalem Level und entspannen sich, wenn sie das bemerken.

In unserem Sommercamp in Adelsheim waren wir insgesamt 72 Teilnehmer und wurden, immer zu zwölft, auf sechs Kurse verteilt. Man konnte als Kurs-Wunsch eine Erst-, Zweit- und Drittwahl angeben, das wurde dann berücksichtigt. Dabei wird auf Geschlechtergerechtigkeit geachtet: In der Academy waren genau 36 Jungs und 36 Mädchen. Und alle kamen aus ganz verschiedenen Ecken von Baden-Württemberg. Wie auch sonst im Leben hatten die Mädchen hier eher Interesse an Medienwissenschaften, die Jungs an Digitaltechnik. Jeder Kurs hatte zwei Kursleiter (Ausnahme: der Physikkurs mit drei Kursleitern), unterstützt von je einer/m Schülermentor/in. Die Schülermentoren waren ehemalige Teilnehmer. Alle Teilnehmer wohnten jeweils zu dritt in einem Zimmer des Internats des Eckenberg Gymnasiums in Adelsheim.

Der Titel meines Kurses lautete: „TheoPrax: Arbeit an einem realen Forschungsthema“. Dabei testeten und erforschten wir das Kleben und Entkleben von Klebstoffen. Gleich zu Beginn wurde uns klargemacht, dass es ab jetzt „Klebstoff“ heißen würde und nicht etwa „Kleber“, wie viele zu sagen gewohnt waren. „TheoPrax“ verbindet, wie der Name schon sagt, Theorie und Praxis. Das bedeutete, dass wir viel zu wissenschaftlichem Arbeiten und Projektmanagement erfuhren und all das auch gleich in die Tat umsetzen konnten. Wir planten unser eigenes Wissenschaftsprojekt – samt Auftraggeber und Erstellung eines Angebots für ihn –, bei dem wir die Verklebung von Kunststoff und Metall untersuchten, und versuchten, den „Auftrag“ entsprechend umzusetzen. Dabei verbrachten wir viel Zeit im Labor, wo wir, ausgestattet mit Laborkitteln, Schutzbrillen und Handschuhen, verschiedene Verklebungen herstellten. In unserem Laborbuch dokumentierten wir all unsere Versuche und Ergebnisse, um nachher unseren langen Abschlussbericht schreiben zu können. Themen der übrigen Kurse an der Science Academy waren Astronomie, Bodenkunde, Digitaltechnik, Strömungsphysik und Werbung als Spiegel der Gesellschaft. Beim gemeinsamen Mittagessen tauschten wir uns untereinander über das Erlebte aus. Natürlich gab es zwischen den Teilnehmern der verschiedenen Kurse auch kleine Rivalitäten, was zum Beispiel das Gewinnen beim Sportfest betraf. Aber letztlich wurden wir in den zwei Wochen alle als Forscher „zusammengeschweißt“. Das Sportfest in der ersten Akademiewoche bot Gelegenheit, den Teamgeist auf die Probe zu stellen. Jedes Team hatte einen eigenen Schlachtruf, der die anderen möglichst einschüchtern sollte. Gewonnen haben schließlich die Teilnehmer des Digitalkurses.

Ich machte in der Science Academy außer im Labor auch bei der Theater-KüA und beim Chor mit. Als Bühnenstück führten wir die Tragödie um den griechischen Helden „Ajax“ auf. Abends vergnügte ich mich noch beim Erlernen neuer Gesellschaftstänze. Auf unserem täglichen Programm standen immer zwei Kurs- und zwei KüA-Schienen – aber auch genügend Freizeit. Jeder Morgen begann mit einem gemeinsamen Treffen: das sogenannte Plenum. Es gab auch einen Wandertag. Und unsere Exkursion gegen Ende des Sommercamps ging ans Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie in Pfinztal bei Karlsruhe, wo wir Näheres zur Herstellung von Kunststoffen erfuhren und unsere Verklebungen auf ihre Festigkeit testen konnten. Beim Forschen standen unsere Kursleiter uns mit Witz und manchmal auch mit der nötigen Strenge tatkräftig zur Seite und motivierten uns immer wieder, bei unseren Experimenten noch mehr herauszufinden. Die Kursleiter waren alle Experten in ihrem Fachgebiet, brachten viel Erfahrung mit und konnten uns damit häufig auf die Sprünge helfen. Am vorletzten Tag der Sommerakademie stellten wir die Ergebnisse der verschiedenen Kurse in Abschlusspräsentationen vor. Dazu reisten unsere Eltern an und auch ehemalige Kursteilnehmer. Mein „TheoPrax“-Kurs bekam eine Sonderregelung. Wir „TheoPrax“-Teilnehmer teilten uns nicht wie die anderen Kurse in vier Gruppen auf, sondern präsentierten 60 Minuten lang gemeinsam. Was wir bei unseren Experimenten herausgefunden haben, darf ich hier nicht verraten, denn unsere Ergebnisse sollen in eine Doktorarbeit einfließen. Danach gab es einen Abschlussabend. Die Theater-KüA führte ihr Stück auf, und verschiedene Ensembles und das Orchester der Science Academy spielten eine Mischung aus klassischen und modernen Stücken. Mit einer lustigen Show-Einlage der Schülermentoren wurden die Eltern verabschiedet, und dann ging unsere interne Abschlussfeier los: die Party! Und so kam es, dass am letzten Tag alle dafür waren, die Akademie um weitere zwei Wochen zu verlängern. Obwohl wir uns auch auf zu Hause freuten – so richtig weg wollte erst mal keiner.

Der Abschied fiel allen schwer. Wir trösteten uns aber mit der Aussicht, dass wir uns am Dokumentationswochenende im Oktober alle wiedersehen würden. In der Rückschau würde ich sagen: Die zwei Wochen Science Academy haben mir Gelegenheit gegeben, mein Wissen zu vertiefen und mehr Sicherheit zu entwickeln, wenn es darum geht, wissenschaftliche Texte zu schreiben und zu präsentieren. Darüber hinaus hat mir die Akademie aber auch viele schöne Erinnerungen und neue Freundschaften beschert. Aus meiner Sicht ist die Teilnahme an der Science Academy eine lohnende Erfahrung für jede/n wissenschaftlich interessierte/n Schüler/in – etwas, das man nicht so schnell vergisst. Ich jedenfalls freue mich jetzt schon darauf, im Oktober – und sei es nur für ein Wochenende – an die Akademie zurückzukehren.

Abschließend möchte ich noch allen Kursleitern, Schülermentoren, den anderen Teilnehmern und der Akademieleitung für die tolle Zeit in der Science Academy danken. Mein Dank geht insbesondere an Herrn Beiser, meinen Chemie-Lehrer, und an die Schulleitung des Hans-Furler-Gymnasiums Oberkirch für die Unterstützung bei meiner Bewerbung und das Empfehlungsschreiben. Und ich danke meiner Familie und dem Freundeskreis des HFGs, die mir den Aufenthalt an der Akademie ermöglicht haben.

Text: Gesche Herold

Das HFG schlägt im Rahmen seines Konzepts der individuellen Förderung regelmäßig Schülerinnen und Schüler für Schülerakademien oder ähnliche Angebote vor. Eine Komponente der Individuellen Förderung ist unser Konzept der Individuellen Begabtenförderung (IBF).