Hans-Furler-Gymnasium Oberkirch

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Urmel aus dem Eis

Artikel vom: 06.06.2019


Urmel aus dem Eis

Am 31. Mai traten die Mitwirkenden des Urmel Projektes ein letztes Mal auf die Bühne. Eine lange Woche mit intensiven Proben und insgesamt vier Aufführungen lag hinter ihnen und gab das Spiel frei für eine „Dernière“, wie es im Theaterjargon heißt: Alles geben, nochmal genießen und dann ausruhen. Das haben sich die über 90 Schauspieler, Musiker, Tänzer, Techniker, Bühnenbildner und Organisatoren im Vorder- und Hintergrund redlich verdient.

Die Geschichte des Urmels beginnt auf der Insel „Titiwu“. Dorthin sind der Professor Habakuk Tibatong (Bastian Waldecker, 9b und Carla Räder, 9b), sein Gehilfe Tim Tintenklecks (Elena Pohl, 6a und Jessica Vogt, 8a) und seiner Haushälterin Wutz (Lena Wußler, 6c und Linnéa Romier, 7c) ausgewandert. Der Professor eröffnet auf der Insel eine Sprachschule für Tiere – ist doch bereits seine Haushälterin Wutz ein sprechendes Schwein. Die Tiere der Insel sind mehr oder weniger lernwillig und erhalten sich bei aller Sprechfähigkeit dennoch einen ihnen typischen Sprachfehler. Schusch, der Schuhschnabel (Marieke Meier, 6b und Franka Hielscher, 7c) spricht die Vokale „i“ und „e“ als „ä“ aus, der Waran Wawa (Emily Leißmann, 6a und Leonie Schöner, 7a) spricht ein „z“ als „tsch“, der Pinguin Ping (Romy Huber, 6a und Joulina Restel, 6c) ersetzt das „sch“ durch ein „pf“ und der See-Elefant (Lisa Müller, 6c und Maxima Gmeiner, 7a) spricht beinahe alle Vokale als „ö“.

Auf der Suche nach einem Nachweis für die Existenz des Urmels finden die Inselbewohner eines Morgens ein Ei am Strand, aus dem nach sorgsamem Bebrüten tatsächlich ein Urmel (Leonard Räder, 6b und Aina Gironella, 8a) schlüpft. Vom Hausschwein Wutz mit wachendem Auge erzogen, läuft es bald Gefahr vom jagdfreudigen König Pumponell (Hanna Eberz, 6a und Helen Becker, 8a) erlegt zu werden und als ausgestopfte Trophäe in seinem Schloss zu enden. Die Inselbewohner setzen alles daran, das Urmel vor der Flinte des Königs zu retten und verstecken es in einer unterirdischen Höhle, die von einer riesigen Krabbe bewohnt wird und seltsame Lachgasquellen birgt. Vergebens. Der König findet Höhle und Urmel, wird aber Opfer seines eigenen Schusses, der die Architektur der Höhle zum Einsturz bringt. Nachdem er in einer gefährlichen Tauchaktion von den Inselbewohnern gerettet wird, wandelt sich sein Bild vom Tier als Jagdobjekt zum beseelten Lebewesen und lässt den König Frieden schließen mit dem Professor und seinen Gefährten.

Die Inszenierung unter der Regie von Sabrina Vogt-Ehmann folgte in Text und Figuren der Vorlage von Max Kruse „Urmel aus dem Eis“. Und wurde um musikalische Einlagen aus der HFG-Big-Band unter der Leitung von Andreas Rauber erweitert. Der Professor - brillant und sprachlich variantenreich gespielt von Carla Räder (9b) – und sein Hausschwein Wutz (Linnea Romier, 7c) traten in der Erstbesetzung als rasant, explosives Duo auf.

Auch der Schuhschnabel Schusch wurde in der Erstbesetzung von Marieke Meier (6b) mit überzeugendem Sprachfehler und wunderbar empört gespielt. Ihre komische Begabung gab Maxima Gmeiner (7a) mit herrlicher Melancholie in die Rolle des Seele-Fanten und bescherte der Erstaufführung damit einen ruhenden Pool, dem es an Witz nicht fehlte. Das Urmel, in der Erstbesetzung gespielt von Aina Gironella (8a), tanzte feengleich mit kindlichem Sprachwusel über die Bühne und legte ein abgehobenes fünfminütiges Sprechsolo in der Krabbenhöhle hin. Romy Huber (6a) trug als Ping einen kecken Pinguin Scheitel und zusammen mit Emily Leißmann (6a) in der Rolle des Wawa zeigten sich die beiden als wackere Begleiter mit Herz. „Warten will gelernt sein“ – weiß Hanna Eberz (6a). In der Rolle des König Pumponell schaffte sie es die erste Hälfte des Stückes - im königlichen Sessel zur Kulisse erstarrt und ohne mit dem Schnurrbart zu zucken - auf ihren Einsatz zu warten. Ausnehmend alle Schauspieler hatten fleißig Text gelernt und gingen ohne Zögern durch ihre Dialoge, ob mit oder ohne Reim. Die zwei Souffleusen Elisabeth Eurich (7a) und Rémy Monsallier (9a) hatten dementsprechend während der letzten Aufführung leichtes Spiel.

Zwischen den einzelnen Szenen eroberten die Geparden mit ihren Tanzeinlagen die Bühne. An die zwanzig Wildkatzen und -kater – unter der Leitung der Theatermentoren Elena Müller (11) und Melanie Bosnjak (12) – füllten den Raum mit süßen Schnäutzchen und wilder Haarpracht. Die HFG-Big-Band bildete eine goldene Klang-Flanke den Zuschauerreihen entlang. Die knapp vierzig Musiker heizten während der Szenenübergänge und während der Tanzeinlagen ein: mit fetzigen Stücken, coolen Solos und einem erstaunlich disziplinierten Tutti-Sound. Eine rhythmisch sichere Schlagzeuggruppe (Jakob Hülsmann, 9a; Rufus Kalt, 5c; Linus Hildenbrand, 5b), die virtuose E-Gitarre (Sebastian Kornmeier, 9a) und der coole Bass (Annika Reber, 10c) machten zusammen mit hervorragenden Solisten (u.a. Marla Munz, 7b, Saxophon; Frantje Dalichow, 11, Gesang; Irina Iosif, 5d, Gesang) die Big-Band-Einlagen zu einem Genuss, die mit großzügigem Zwischenapplaus beehrt wurden.

Die Technik-AG erlaubte akustische Raumeffekte für diverse Szenen im Off und sicherte die technischen Abläufe auf und hinter der Bühne. Für Bühnenbild und Maske hatten darüber hinaus beinahe dreißig weitere Schülerinnen und Schüler aktiv mitgestaltet. Und so schmetterte der See-Elefant im gemeinsamen Abschlusslied: „Ham wer’s nicht gut gemacht? – dann gute Nacht!“

Text: J. Niesert-Falcoz / Foto: HFG