Hans-Furler-Gymnasium Oberkirch

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Gespräch mit Autor

Artikel vom: 03.04.2019


Gespräch mit Autor

Deutschkurs 10a unter Leitung von Kathrin Käckermann befragt Schriftsteller und HFG-Lehrer Dr. Peter Landerl zu seinen Werken. Hier der Bericht von Smilla H. (10a).

Rendezvous mit Herrn Dr. Landerl - Eine Fragerunde der besonderen Art

Schon über mehrere Wochen beschäftigten wir, die Klasse 10a, uns im Fach Deutsch bei Frau Käckermann mit den unterschiedlichsten Erzählungen von Herr Dr. Landerl, analysierten diese und untersuchten sie auf das Genaueste. Und doch erschien es uns, als wäre nach der Fragerunde mit Herrn Dr. Landerl das erste Mal ein Schleier vor unseren Augen verschwunden, welcher den Blick auf das, was hinter den Zeilen der Geschichten liegt, freigibt. Natürlich hatten wir Schüler uns davor schon mit diversen Kurzgeschichten des gebürtigen Österreichers auseinander gesetzt um Einblicke zu bekommen und um uns auf die Fragerunde vorzubereiten, doch seine detaillierten und oft auch sehr persönlichen Antworten verblüfften uns alle und nahmen uns mit auf eine Reise hinter das bedruckte Papier.

„Mit dem Schreiben ist es wie bei den Jägern. Der Schütze sieht ein Tier, zielt und schießt es irgendwann ab.“ Mit diesen Worten beschreibt Herr Dr. Landerl, der schon mit 16 Jahren (also etwa unserem Alter) begonnen hat zu schreiben, seine Tätigkeit als Schriftsteller. Trotz oder gerade wegen seinem langjährigen Aufenthalt auf einer technischen Schule hat er nach seinem Abschluss mit einem Literaturstudium begonnen und hat erfolgreich an Literaturwettbewerben teilgenommen, da er die „kalte Technik“ satt hatte. Das Schreiben ist bei ihm stimmungsabhängig, oft stellt der Geographie- und Deutschlehrer sogar die Atmosphäre einer Kurzgeschichte über die eigentliche Handlung derselben. Seine Inspiration nehme er intuitiv von Eingebungen von außen und seine gute Beobachtungsgabe helfw ihm die Gefühle der Figuren in seinen Geschichten widerzuspiegeln. Auch Lyrik sei ein gutes Hilfsmittel in einen seiner „Schreibflows“ zu verfallen und natürlich bringe auch Musik oft die richtige Stimmung mit sich, was bei uns selbst ja oft nicht unähnlich ist.

Sehr zu Anfang unseres gemeinsamen Rendezvous kam die Frage auf, warum so viele seiner Geschichten sich in Belgrad abspielen und natürlich bekamen wir wie erwartet eine zufriedenstellende Antwort. Herr Dr. Landerl, der schon selbst Belgrad bereist hat, war schon von Anfang an fasziniert von dem vom Krieg geprägten Ort. Er war sofort ergriffen von den Kindheitserinnerungen an diese düsteren Zeiten und von den Geschichten der Bürger Belgrads, die genau die Stimmung auslösten, die der Österreicher zum Schreiben benötigt. Aus diesem Grund spiegelt sich sehr oft die Geographie in seinen Erzählungen wider, da Orte manchmal mehr aussagen können als so manches Wort. Gerade der Balkan mit seinem osteuropäischen Flair ist zusammen mit der Donau ein zentrales Leitmotiv in vielen seiner eher realitätsnahen Geschichten und taucht immer wieder auf.

Eine weitere Frage, die uns brennend interessierte, war ob er sehr nach den Meinungen der Leser ginge und ob er die vielen Interpretationsansätze für sinnvoll empfand. Nein war die klare Antwort. Natürlich wäre es wünschenswert, dass die Leser mit dem Buch zufrieden sind, doch nach dem Erscheinen seines ersten Werkes hatte er lernen müssen, dass zuallererst der Schriftsteller selbst mit seiner Arbeit im Reinen sein muss. Nach den Interpretationen der Leser zu gehen, sei laut Herrn Dr. Landerl für keinen Autor erstrebenswert. Auf die Frage, ob das Schreiben nun eher Beruf oder Hobby sei, erwiderte er, dass er einerseits das Schreiben wie ein Hobby arbeitsabhängig macht, also die meisten seiner Texte in den Schulferien konzipiert, andererseits jedoch nicht sagen kann, dass es eine einfache Freizeitbeschäftigung ist. „Ich brauche das Schreiben. Es ist meine Leidenschaft, eine Möglichkeit mein Leben zu verarbeiten, seelisch wie auch körperlich.“, so beschreibt er es in kurzen, ergreifenden Worten.

Zum Ende unseres Beisammenseins erzählte Herr Dr. Landerl uns noch von anderen Schriftstellern, die er selbst sehr bewundere. So sei er vor allem von Werken wie „Der Fremde“ von Albert Camus oder den Büchern des Amerikaners Richard Ford sehr begeistert. Ihm kommt es nicht auf den Bekanntheitsgrad eines Autors an, viel mehr schätzt der Geographie- und Deutschlehrer es, wenn die Schriftsteller die Figuren begleiten, sie in anderen Geschichten wiederaufnehmen und auf der Suche nach etwas sind: „Autoren die Amateure sind die, die es besser machen wollen und auf der Suche sind, weil der Profi ja schon weiß wie es geht.“

Wir bedanken uns herzlich bei Herr Dr. Landerl für die interessante und lehrreiche Reise hinter die Kulissen eines Autors und Lehrers.

Text: Smilla H. /Foto: Lea H. (10a)