Hans-Furler-Gymnasium Oberkirch

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Abend mit Wolfgang Kessler

Artikel vom: 27.01.2020


Abend mit Wolfgang Kessler

Wir leben in einer Zeit, in der unsere Welt zu brennen scheint. Die aktuellen Nachrichten zur Klimakrise, gewalttätigen Konflikten, Massenelend und eine zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich überschatten unseren Alltag. Weltweit werden Regenwälder abgeholzt, Meere vermüllt und Rohstoffe ausgebeutet. Der rasende Kapitalismus bedroht Mensch, Natur und Klima. Immer mehr Menschen wird mittlerweile bewusst, dass es so nicht weitergehen kann und fordern Veränderungen für eine gerechtere Welt.

Am Hans-Furler-Gymnasium in Oberkirch beschäftigt sich der Neigungskurs Religion der Jahrgangsstufe 2 nicht nur mit Fragen nach Gott, der Kirche oder Jesus Christus, sondern auch mit biblischen und kirchlichen Grundaussagen zu Gerechtigkeit. Sie wollen wissen, wie man eine faire Gesellschaft in der Zukunft gestalten kann. Im Zuge dessen stellten die jungen Erwachsenen mit ihrem Lehrer Dr. Markus Aronica und in Kooperation mit der vhs Ortenau, der Leserinitiative Publik-Forum und der Buchhandlung Bücherinsel in Oberkirch am 23. Januar 2020 einen anregenden Informations- und Gesprächsabend auf die Beine. Ihr Gast war der Wirtschaftspublizist und Buchautor Dr. Wolfgang Kessler. Er war langjährig beim Internationalen Währungsfond in Washington tätig, schlug danach allerdings einen völlig anderen Weg ein. Bis Mai letzten Jahres arbeitete er als Chefredakteur der kirchenunabhängigen christlichen Zeitschrift „Publik-Forum“. Für sein Engagement für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung wurde er 2007 mit dem Internationalen Bremer Friedenspreis ausgezeichnet.

Den Rahmen des Abends stellte die Skulptur „Seltene Erde“ von Jochen Kitzbihler dar. Der brasilianische Quarzit sieht aus, als hätte man die Erde aus dem Weltall fotografiert. Der Titel spielt auf chemische Elemente und Rohstoffe an, die in der heutigen Industrie benötigt werden. Leider werden genau diese seltenen Erden allerdings viel zu oft unter ausbeuterischen Bedingungen gewonnen. Die Skulptur symbolisiert aber auch ein wenig einen paradiesischen Ort. Denn sie könnte für einen Planeten außerhalb unseres Sonnensystems stehen, auf welchem pflanzliches, tierisches und sogar menschliches Leben möglich wäre. Ein Ort, nach dem Astronomen schon seit Längerem suchen, weil er uns Menschen Heimat bieten könnte. Dr. Wolfgang Kessler sagte dazu: „Ich bin beeindruckt, die Skulptur zeigt die Schönheit der Erde, ihre Zerbrechlichkeit und was sie bedroht – das ist stark.“

Das Hauptthema des Abends „Die Kunst, den Kapitalismus zu verändern“, ist das 2019 erschienene Buch von Kessler. Die Moderatorinnen Lorena Ganter und Barbara Lochner stellten dieses dem Publikum vor. Anhand von den drei Überthemen Abgründen, Alternativen und Aufbrüchen wurden die wichtigsten Informationen kurz und prägnant zusammengefasst. Dem Publikum wurden eindrücklich die Missstände in unserer heutigen Gesellschaft vor Augen geführt. So besaßen beispielsweise 2017 die acht reichsten Menschen genau so viel, wie die Hälfte der ganzen Menschheit. Die neuen Herren der Welt sind mittlerweile Megakonzerne, Schattenbanken und Staatsfonds. Sie erobern unsere Innenstädte, Krankenhäuser, Pflegeheime und unsere Daten.

Wolfgang Kessler ergänzte die Ausführungen der Moderatorinnen und stellte sich kritischen Rückfragen. Er schaffte es humorvoll und charismatisch komplizierte wirtschaftliche Zusammenhänge einfach zu erklären. Seine beschriebenen Alternativen, Modelle einer menschlicheren Ökonomie, wie beispielsweise ein freier Welthandel nur für „ökofaire Waren“ und ein Mindesteinkommen gegen den Hunger, machen deutlich, eine Veränderung zum Besseren ist tatsächlich möglich. Doch dies ist auch leichter gesagt als getan. Es erfordert eine Kunst, das Wirtschaftssystem so zu verändern, dass es eben nicht in eine Krise abstürzt. Genau das schaffen wir nur gemeinsam, denn die Politik bewegt sich nur wenn sich die Bürger bewegen. Ein informativer, kurzweiliger und unterhaltsamer Abend schuf Mut und Hoffnung für eine gerechtere Welt und laut Kessler sind wir jetzt zwar am Schluss, aber noch lange nicht am Ende.

Text: Charlotte L. (J2). / Foto: Kevin H.