Hans-Furler-Gymnasium Oberkirch

Seitenbereiche

Studieren in Deutschland UND Frankreich

Artikel vom: 14.07.2016


Studieren in Deutschland UND Frankreich
 
 Ehemalige Abibac-Schülerin des HFG stellt Studiengang an der deutsch-französischen Hochschule vor.


Luise Himmelsbach (Abibac 2013) hat im Rahmen des Studienbotschafterprogramms Schülerinnen und Schülern des HFG die DFH sowie ihren Studiengang der Politikwissenschaft vorgestellt. Sie ist vor Kurzem aus der bretonischen Hauptstadt Rennes zurückgekehrt, wo sie ein Jahr lang am Institut d’Études Politiques studiert hat. Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 9 bis J1, besonders jene des bilingualen Zuges hörten ihren Ausführungen interessiert zu.


Hier ein Auszug aus ihrem Vortrag:

 
Die deutsch-französische Hochschule ist keine Hochschule im klassischen Sinn, sondern ein Netzwerk von Hochschulen aus Deutschland, Frankreich und Drittländern. Dies bedeutet, dass sie binationale und trinationale Bachelor- und Master-Studiengänge fördert und finanziert. Ein binationaler Studiengang unter dem Dach der DFH aus Sicht eines Deutschen bedeutet also, dass man während dem Bachelor meist zwei bis drei Semester in Frankreich studiert. Der Auslandsaufenthalt unterscheidet sich insofern von einem herkömmlichen Auslandssemester wie z.B. mit Erasmus, als dass man in Frankreich wie ein französischer Student behandelt wird und beispielsweise alle Klausuren mitschreiben muss, sodass man am Ende zwei gleichwertige und vollwertige Studienabschlüsse hat, einen französischen und einen deutschen.
Unter dem Dach der DFH findet man viele verschiedene Studiengänge unterschiedlichster Fachrichtungen, z.B.

  • Ingenieurswissenschaften + Architektur, Maschinenbau, Elektrotechnik, Informationstechnik, Wirtschaftsingenieurwesen, Bauingenieurswesen, 
    Umweltingenieurswesen
  • Naturwissenschaften (Physik, Chemie) / Mathematik / Informatik
  • Wirtschaftswissenschaften: Internationales Management, BWL
  • Rechtswissenschaften: Jura
  • Geistes- und Sozialwissenschaften: Geschichte, Politik- und Sozialwissenschaften, Literatur und Kulturstudien, dt.-frz. Studien, Musik
  • Lehrerbildung

 

Warum ein deutsch-französisches Studium?

  • Bei einem Studium unter dem Dach der DFH handelt es sich um ein integriertes Auslandsstudium. Dies bedeutet, dass der Auslandsaufenthalt von Beginn an vorgesehen ist und über das Studium organisiert ist. Toll ist, dass man sowohl im In- als auch im Ausland betreut wird. Außerdem werden alle erbrachten Leistungen anerkannt, sodass man i.d.R. in der Regelstudienzeit studieren kann.
  • Man erhält einen Doppelabschluss, d.h. min. zwei anerkannte Diplome.
  • Man studiert in einem internationalen Umfeld. Da es sich i.d.R. um kleinere Studiengänge handelt und die Gruppen deutsch-französisch gemischt sind, ist das Arbeitsklima sehr angenehm und man findet schnell Anschluss.
  • Man lernt die französische Kultur und das französische Hochschulsystem besser kennen und verbessert seine (fachspezifischen) Sprachkenntnisse.
  • Neben der Fachkompetenz erlangt man auch eine interkulturelle Kompetenz (soft skills), die heutzutage auf dem internationalisierten Arbeitsmarkt nicht nur im deutsch-französischen Kontext von Bedeutung ist.
  • Ein deutsch-französisches Studium zeugt von Flexibilität und Mobilität, Anpassungsfähigkeit, Belastbarkeit, Engagement und der Teamfähigkeit des Studierenden.
  • Man erhält durch die Mobilitätsbeihilfe der DFH eine monatliche finanzielle Unterstützung (momentan 270€) während des Auslandaufenthaltes.
  • Das deutsch-französische Studium dient der Profilierung des eigenen „parcours professionnel“ und ist hilfreich für spätere Karrierechancen.
  • Gerade am Standort Oberrhein/Ortenau bietet ein deutsch-französisches Studium viele Möglichkeiten, um später als Grenzgänger zu arbeiten.

 

Deutsch-französisch integrierter Studiengang Politikwissenschaft in Eichstätt und Rennes (DFS)
Studienverlauf

  • Das erste Jahr verbringen die ca. 22 Studierenden pro Jahrgang an ihrer Heimathochschule, d.h. die deutschen Studierende an der Katholischen Universität und die französischen Studierenden am Institut d’études politiques in Rennes). Neben den üblichen Einführungsveranstaltungen gibt es in Deutschland auch ein Modul, in welchem man lernt, wie man eine Dissertation (französische Aufsatzform in Prüfungen) schreibt und ein Modul zur interkulturellen Kommunikation. Des Weiteren kann man bereits in die Wahlfächer Wirtschaft und Soziologie reinschnuppern. Überdies kann man auch ECTS in anderen Bereichen sammeln, z.B. in Sprachkursen (Spanisch, Arabisch etc.).
  • Das zweite Jahr verbringt der ganze Jahrgang in Rennes, wo man Teil der „promo“ ist, d.h. des ganzen französischen Jahrgangs, der in meinem Fall ca. 220 Studierende umfasst. Es findet eine Spezialisierung durch die Wahl eines ersten Nebenfachs statt: PoSo (politique et société) und Ecofi (Economie et finances).
  • Im dritten Jahr sind wieder alle in Eichstätt. Man wählt ein drittes Wahlfach, z.B. Geschichte, Journalismus, VWL oder Lateinamerikastudien. Allgemein zeichnet sich das Studium in Eichstätt durch seine Flexibilität aus und man ist relativ frei im Belegen der Module. Im dritten Jahr machen alle ihren Bachelor.
  • Das vierte Jahr findet ebenfalls in Eichstätt statt und dient dem ersten Einstieg in den Master. Man schreibt auch schon die Masterarbeit, da dies in Frankreich nicht in dem Umfang üblich ist wie in Deutschland. Ebenso wird in diesem Jahr das Pflichtpraktikum (min. 6 Wochen) angerechnet.
  • Für das fünfte Jahr bewirbt man sich nochmal im intern im Netzwerk der IEPs (insgesamt 10 in Frankreich) um einen Masterplatz für das zweite Masterjahr (Master2). Man studiert als nicht unbedingt nochmal in Rennes. Hier findet die endgültige Spezialisierung statt. Die Master bewegen sich in den Bereichen Europapolitik, internationale Beziehungen, Kultur, Kommunikation und Medien, Wissenschaft und Bildung, Management und Wirtschaft sowie Sozial- und Gesundheitswesen.

 

Was machen Absolventen?

  • Laut einer Statistik des Alumni-Vereins des Studiengangs studieren rund 40% der Absolventen im Bereich der internationalen Kooperation und der Europapolitik und je 13% in Kommunikation und Unternehmensführung/Beratung. Weitere Berufsfelder sind die Bereiche Bildung, Verwaltung, Journalismus, Forschung und Kultur.
  • Die meisten Absolventen leben heute in Brüssel, Paris und Berlin. Auch am Oberrhein sind einige anzufinden (Strasbourg, Freiburg, Karlsruhe). Viele sind auch international unterwegs, z.B. im Kosovo, in Bolivien, Kenia, Somalia, Großbritannien und in den Maghreb-Ländern.

 

 

Eichstätt
Eichstätt ist eine Kleinstadt im malerischen Altmühltal mit barocker Altstadt und wirklich sehr schön, sodass ich mich dort sehr wohl fühle. Dank der rund 5000 Studenten in Eichstätt und am Zweitstandort Ingolstadt (Wirtschaftsfakultät) ist immer etwas los und es gibt viele Angebote, sei es im Sport oder verschiedene Hochschulgruppen. Die katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt ist breit gefächert (Sprach- und Literaturwissenschaften, Mathematik, Geografie, Wirtschaftswissenschaften, Soziale Arbeit, Geschichts- und Gesellschafts-wissenschaften, Theologie und Religionspädagogik, Lateinamerikastudien etc.) Gerade die Politikwissenschaft und die Wirtschaftswissenschaft sind regelmäßig sehr gut in Rankings vertreten. Da es sich um eine kleinere Uni handelt, ist die Betreuung wirklich sehr gut, insbesondere in meinem Studiengang. Man sollte sich nicht davon abschrecken lassen, dass es eine katholische Universität ist, da diese Tatsache im Uni-Alltagsleben nur eine kleinere Rolle spielt und alle Konfessionen willkommen sind.

 

Rennes
In Rennes wird am Institut d’études poltitiques Rennes studiert, der Sciences Po Rennes. Die Schule gehört zu den renommierten Grandes Ecoles, die in Frankreich ein sehr hohes Ansehen genießen. Die Stadt selbst ist eine echt tolle Studentenstadt mit über 50.000 Studenten, in der gerade kulturell viel geboten wird. Da Rennes in der Bretagne, einer wunderschönen Region, liegt, hat man die Chance, ein ganz anderes Frankreich als beispielsweise die Côte d’Azur oder Paris kennenzulernen, da die Bretagne sehr viel ursprünglicher ist und viele keltische Einflüsse aufweist.

 

Zusammenhalt
Das Einzigartige an unserem Studiengang ist eindeutig der besondere Zusammenhalt zwischen den Studiereden. Aufgrund der kleinen Jahrgangsgrößen ist die Interaktion zwischen den Jahrgängen sehr groß und man unterstützt sich gegenseitig und gibt Erfahrungen weiter. So gibt es zum Beispiel auch eine gemeinsame Fußballmannschaft, die „Froschschenkel“, oder man grillt zusammen. Dieser Zusammenhalt geht auch über die Studienzeit hinaus, was der sehr aktive Alumni-Verein des Studiengangs zeigt. Dieser veranstaltet beispielsweise ein Wochenende mit verschiedenen Workshops zur Master- und Berufsorientierung und gibt einen Newsletter, ein Jahrbuch und ein Studienführer hinaus. Zudem kann man sich auch immer individuell an einzelne Absolventen wenden, sollte man Fragen zu dessen Master­/Praktika-/Berufswahl haben.

 

Zusammenfassung
Ein deutsch-französisches Studium ist eine tolle Möglichkeit, ganz nebenbei Frankreich besser kennenzulernen und interkulturelle Kompetenzen zu erlangen. Mir persönlich gefällt an meinem Studium sehr gut, dass ich meine Interessen sehr gut miteinander verbinden kann, da wir eine relativ große Freiheit bei der Wahl der Module haben. So habe ich beispielsweise als erstes Nebenfach Wirtschaft gewählt, aber auch die Möglichkeit, Sprachkurse oder Kurse aus dem Bereich Lateinamerikastudien einfließen zu lassen. Auch mit den Standorten Eichstätt und Rennes bin ich sehr zufrieden, da es zwei sehr schöne Städte sind und die Betreuung wirklich sehr gut ist.


Foto: Fra/ Text: Luise Himmelsbach