Hans-Furler-Gymnasium Oberkirch

Seitenbereiche

Getrieben von der Liebe zum Wort

Artikel vom: 10.07.2016


© Gerhard Thorn
 

 

Getrieben von der Liebe zum Wort
 
Die HFG-Schülerin Laura Scherer ist eine von 20 Preisträgern und Preisträgerinnen  beim Landeswettbewerb Deutsche Sprache und Literatur.

 
Der Ort ist dem Anlass mehr als angemessen – wo sonst als inmitten von Büchern könnte eine Preisverleihung stattfinden, mit welcher eine besondere Begabung für Sprache und Literatur gewürdigt wird. In der feierlichen Atmosphäre der Bibliothek im Kloster Ochsenhausen haben sich vergangenen Freitag Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrer versammelt, um der offiziellen Preisverleihung des 26. Landeswettbewerbs Deutsche Sprache und Literatur Baden-Württemberg beizuwohnen und den Preisträgern und Preisträgerinnen ihre Glückwünsche zu überbringen.
 
Unter 550 eingereichten Beiträgen hat das Kuratorium 20 Gewinner gekürt und zu einem viertägigen Siegerseminar im Kloster Ochsenhausen eingeladen, das mit der Preisverleihung seinen feierlichen Abschluss fand. Der Preis, das war vor allem das Seminar selbst – ein Geschenk, das nicht mit Geld zu bezahlen sei, wie es einer der Kuratoren formulierte.  Die vorangegangenen Seminartage standen alle ganz im Zeichen von Literatur und Sprache: ein Sprechworkshop, Schreibwerkstätten, Werkstattgespräche, ein literaturwissenschaftliches Seminar, eine Lesung mit der Schriftstellerin Silke Scheuermann – das Programm war so abwechslungsreich wie hochwertig. „Genauso spannend war es jedoch, die anderen Preisträger kennenzulernen.“, erzählt Laura Scherer. „Wir haben uns auf Anhieb verstanden.“ Dies verwundert wenig – schließlich teilen sie alle eine gemeinsame Leidenschaft, die Liebe zu Literatur und Sprache.
 
Der Vorsitzende des Kuratoriums des Landeswettbewerbs Hans Dieter Bunger sprach als erster seine Glückwünsche aus und fragte sich, ob man nicht vorher hätte Glück wünschen müssen, bevor die nun ausgezeichneten Arbeiten angefertigt und eingereicht wurden. Es folgten einige Überlegungen über das Glück und Unglück des Schreibens. Von der Angst vor dem leeren Blatt war genauso die Rede wie von Flow-Erlebnissen, die man beim Schreiben erfahren kann. „Machen Sie unbedingt weiter, liebe Preisträgerinnen und Preisträger, hören Sie nicht auf zu schreiben.“ appellierte er an die 20 jungen Erwachsenen.
 
Auch Jan Wohlgemuth wünschte als Vertreter des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg den Preisträgern und Preisträgerinnen, „dass sie leidenschaftliche Leserinnen und Leser, Schreiberinnen und Schreiber bleiben werden.“ Literatur schule die Fähigkeit zum Perspektivwechsel und könne uns so zu toleranteren, empathischeren Menschen machen. „Das macht den Wert von Literatur aus.“, hob er hervor. Seinen Dank sprach er – auch im Namen der Kultusministerin Frau Dr. Eisenmann – den Eltern sowie den betreuenden Lehrerinnen und Lehrern für ihre Unterstützung der jungen Talente aus.
 
Auch die Preisträger und Preisträgerinnen ließen sich die Gelegenheit nicht nehmen, den Anwesenden zu danken. Bei aller Verschiedenheit würde sie alle doch eines verbinden, erklärte eine der Preisträgerinnen in ihrer aller Namen: „Wir alle sind getrieben von der Liebe zum Wort.“ Ohne Leidenschaft wäre keiner ihrer Texte entstanden, betonte sie, und mit großer Leidenschaft hätten sie sich in den vergangenen Tagen in Ochsenhausen gemeinsam auf die Suche nach Worten gemacht. Unterstrichen und musikalisch untermalt wurde die Feierlichkeit des Anlasses von Beiträgen des Orchesters SalonOx des Gymnasiums Ochsenhausen unter der Leitung von Marion Weigele.
 
Es folgte die offizielle Verleihung der Urkunden. Mit ihren Beiträgen decken die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein breites Spektrum ab von mittelalterlicher Literatur über hochaktuelle Themen wie Migrationserfahrung bis hin zur Frage nach dem Erzählen in Serien. 90% der Einsendungen jedoch machten die kreativen Themen aus, so Wohlgemuth. Ob das daran läge, dass die Schülerinnen und Schüler einen gewissen Überdruss an analytischen Zugängen haben oder im Gegenteil zu wenig an wissenschaftliches Arbeiten gewöhnt seien, vermochte er nicht zu beantworten. Fest steht jedoch, dass die Konkurrenz groß war für die Preisträgerin vom Hans-Furler-Gymnasium – auch sie entschied sich für ein kreatives Thema. „Und plötzlich tut sich die andere Seite der Welt auf...“ lautete der Erzählimpuls, zu dem Laura Scherer sofort unzählige Ideen kamen. Dennoch war es ein langer Weg von der ersten Ideensammlung bis zu der Erzählung, die sie schließlich mit Erfolg einreichte.
 
„Glückliche Helden sind langweilig.“ streifte Bunger in seiner Ansprache das Thema ihrer Erzählung. „Helden“ heißt sie und in der Tat ist die Protagonistin alles andere als glücklich. „Es ist ein ganz normaler Tag und genau das ist das Problem.“ lautet der erste Satz ihrer sensiblen Erzählung, in welcher sie dem Leser in eindrücklichen Bildern Einblicke in die Gedankenwelt ihrer jugendlichen Ich-Erzählerin gewährt, die versucht, aus ihrem grauen Alltag auszubrechen und vielleicht auch vor sich selbst zu fliehen. Und tatsächlich kann sie am folgenden Morgen, nachdem sich die andere Seite der Welt für sie auftat, sagen: „Ein Tag, der alles andere als gewöhnlich ist, bricht an. Die Welt verabschiedet sich mit einem Meer aus bunten Farben.“ Für Erzählung, die sich auf den Seiten zwischen diesen beiden Sätzen abspielt, wurde Laura Scherer in der feierlichen Atmosphäre der Klosterbibliothek mit einem Landespreis für Deutsche Sprache und Literatur ausgezeichnet. Wir gratulieren ihr herzlich und wünschen ihr auch in Zukunft viele gute Ideen.
 
Text/ Foto: Hel